30.9.2022: weitere Publikationen
Schweizer Gewässer – ökologischer Zustand und Handlungsbedarf
Eaux suisses : état écologique et mesures à prendre
BAFU
Viele Schweizer Gewässer sind verbaut, begradigt, durch die Wasserkraft beeinträchtigt und mit Nährstoffen und Mikroverunreinigungen verunreinigt. Die Gewässerbiodiversität steht daher unter Druck, der durch den Klimawandel weiter erhöht wird. Zwar wurden viele notwendige Massnahmen eingeleitet, doch sind weiterhin grosse Anstrengungen nötig, um den Gewässerzustand zu verbessern. Dies zeigt der erste nationale Gewässerbericht, den das BAFU publiziert hat.
De nombreuses eaux suisses sont aménagées, canalisées ou perturbées par l’utilisation de la force hydraulique et contaminées par des nutriments et des micropolluants. La biodiversité aquatique est donc sous pression, une pression qui s’accentue avec le changement climatique. Bien que de nombreuses mesures indispensables ont été prises, des efforts importants sont encore nécessaires pour améliorer l’état des eaux. C’est ce que montre le premier rapport national sur les eaux publié par l’OFEV.
Gewässer liefern Trinkwasser, gestalten die Landschaft und bilden Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Zudem bieten sie Erholungsraum und sind Tourismusziel. Um all diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen sie naturnah sein. Gewässer liefern aber auch die Grundlage für wirtschaftliche Aktivitäten. So ermöglichen sie etwa die Stromproduktion oder werden zu Kühl- und Wärmezwecken genutzt.
Zum ersten Mal sind die Seen, Bächen und Flüssen sowie das Grundwasser der Schweiz in ihrer Gesamtheit beurteilt worden. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat Resultate aus nationalen Beobachtungsprogrammen, kantonalen Untersuchungen und wissenschaftlichen Studien analysiert und in einem Gesamtbericht zusammengefasst. In diesem werden Erfolge, aber auch Defizite zum Gewässerzustand aufgezeigt.
Die Wasserqualität der Seen und Flüsse hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in gewissen Bereichen verbessert: Dank hoher Investitionen in die Siedlungsentwässerung und die Abwasserreinigung gelangt nur noch ein kleiner Teil der Verunreinigungen aus den Siedlungsgebieten in die Seen und Flüsse. Darum haben auch die Phosphorkonzentrationen in den Seen seit den 1980er Jahren abgenommen, und es kann praktisch überall bedenkenlos gebadet werden. Bestimmte Seen und Fliessgewässer enthalten aber weiterhin zu viel Phosphor und Stickstoff. Als Folge davon ist der Sauerstoffgehalt in manchen Seen deutlich zu tief; Fische und Pflanzen können dort kaum überleben.
Gemäss dem Gewässerbericht beeinträchtigen auch Pestizide aus der Landwirtschaft und Arzneimittel aus Siedlungsabwasser viele Bäche und Flüsse des Mittellandes und der Talebenen. Um die Wasserqualität weiter zu verbessern, werden seit 2016 ausgewählte Kläranlagen mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe ausgebaut, welche Mikroverunreinigungen, zum Beispiel durch Arzneimittel, aus dem Abwasser reduziert.
Seit 2011 fordert das Gewässerschutzgesetz natürlichere Flüsse, Bäche und Seen. Sie werden daher revitalisiert, d.h. sie erhalten mehr Platz, und Verbauungen werden entfernt. Zudem werden die negativen Auswirkungen der Wasserkraftnutzung verringert, indem künstliche Abflussschwankungen gemildert und Kraftwerksbarrieren mit Fischwanderhilfen ausgestattet werden. Gemäss dem Gewässerbericht zeigen die Massnahmen lokal Erfolge. Es braucht aber weitere Anstrengungen, um das ganze Gewässersystem wieder naturnah zu gestalten.
Zunehmend wirkt sich der Klimawandel auf die Gewässer aus: So ist beispielsweise die Wassertemperatur im Rhein bei Basel seit den 1960er Jahren um mehr als 2 °C angestiegen. Dadurch werden kälteliebende Pflanzen und Tiere, etwa die Bachforelle, seltener. Weniger anspruchsvolle Tiere und Pflanzen sowie gebietsfremde Arten, wie beispielsweise invasive Muscheln, breiten sich hingegen aus. Dies verschärft die Situation in vielen Fliessgewässern und Seen im Mittelland, die nur noch eingeschränkt Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt bieten. Die starke Beeinträchtigung der Gewässer spiegelt sich auch in den Roten Listen wider: Über 50 Prozent aller Arten, die in und an Gewässern leben, sind gefährdet oder bereits ausgestorben.
Gewässer in einem möglichst natürlichen Zustand sind widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel. Sie können sich selbst regenerieren. Die Massnahmen, um das Gewässersystem naturnaher zu machen, müssen daher weitergeführt werden. So können die Gewässer in Zukunft ihre Aufgaben als Trinkwasserlieferant, vielfältigen Lebensraum für Pflanzen und Tiere und Erholungsgebiete erfüllen.
Quelle: BAFU
Keywords:
Gewässer, Wasserqualität, Mikroverunreinigungen, Klimawandel, Nährstoffe
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
BAFU (Hrsg.) (2022): Gewässer in der Schweiz. Zustand und Massnahmen. Bundesamt für Umwelt, Bern. Umwelt-Zustand Nr. 2207: 89 S.
Link zum Bericht
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