23.8.2022: Forschung CH

Reduktion von Stickstoffeinträgen aus der Luft wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus

Effet positif sur la biodiversité de la réduction des apports d’azote atmosphériques



Peter M. Kammer, Beat Rihm & Christian Schöb

Auf Flächen mit einem deutlichen Rückgang der Stickstoffeinträge aus der Luft und starker Neigung nimmt die Anzahl Grünlandarten nährstoffarmer Standorte innerhalb von zehn Jahren wieder zu. Dies deutet darauf hin, dass die Reduktion der N-Einträge messbare, positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt in naturnahem, ungedüngtem Grünland hat.

Sur des surfaces avec un net recul des apports d’azote atmosphériques et une forte pente, le nombre d’espèces des prairies de sites pauvres en éléments nutritifs a augmenté à nouveau en l’espace de dix ans. Cela montre que la réduction des apports d’azote a des effets positifs mesurables sur la biodiversité des prairies non fertilisées et proches de l’état naturel.


Die ersten Erhebungen (2001 bis 2005) von ungedüngten Grünlandflächen im Rahmen des Biodiversitätsmonitorings Schweiz (BDM) haben gezeigt, dass die Anzahl Pflanzenarten auf nährstoffarmen Standorten bei hohen Stickstoffeinträgen aus der Luft signifikant tiefer ist als bei geringen Stickstoffeinträgen. Es ist daher erfreulich, dass die indirekte Deposition von Stickstoff (N) zwischen 1990 und 2015 um rund 28% zurückgegangen ist. Doch hat sich diese Veränderungen auch in der Artenzahl und -zusammensetzung von naturnahem, ungedüngtem Grünland niedergeschlagen? Um diese Frage zu beantworten, haben Forscher die Daten der ersten BDM-Erhebung mit denen der zweiten (2006 bis 2010) und der dritten Erhebung (2011 bis 2015) verglichen. Zudem analysierten sie die Vegetationsentwicklung einer Trockenwiese in starker Hanglage im Raum Bern zwischen 1992 und 2013. Die N-Deposition ist dort zwischen 1990 und 2010 um 24% zurückgegangen.
Die Gesamtdeckung der Vegetation und die Deckung der Gräser nahmen in der Berner Trockenwiese ab, während die Deckung von Pflanzenarten nährstoffarmer Standorte zunahm. Diese erfreuliche Entwicklung wird auch durch die BDM-Daten bestätigt: Auf Flächen mit einem deutlichen Rückgang der N-Deposition und starker Neigung nahm die Anzahl Grünlandarten nährstoffarmer Standorte zu. Der Effekt der veränderten Stickstoffdeposition alleine war dabei knapp nicht signifikant, was darauf hinweist, dass die starke Neigung die Auswaschung des Stickstoffs zu begünstigt. Diese Resultate deuten darauf hin, dass die Reduktion der N-Einträge messbare, positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt in diesen naturnahen Grünlandflächen hat, zumindest auf stark geneigten Flächen.
Die Artenzahlen des BDM widerspiegeln auch im Zeitraum der dritten Erhebung (2011 bis 15) das Muster der N-Einträge: An Orten mit hoher N-Deposition sind die Gesamtartenzahl, die Anzahl Grünlandarten sowie die Anzahl Grünlandarten nährstoffarmer Standorte tiefer als an Orten mit geringen N-Einträgen. Das Gegenteil gilt für die Anzahl Grünlandarten nährstoffreicher Standorte. An Orten mit hoher N-Deposition nahmen die Gesamtartenzahl und die Anzahl Grünlandarten von der ersten zur zweiten/dritten Erhebung etwas ab. An diesen Orten haben vor allem Grünlandarten von Standorten mit mittlerem Nährstoffbedarf abgenommen.

Quelle: Autoren


Keywords:
Artenschutz, Landnutzung, Eutrophierung, Trockenwiesen und -weiden

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kammer P.M., Rihm B., Schöb C. (2022): Decreasing nitrogen deposition rates: good news for oligotrophic grassland species? Basic and Applied Ecology 63, 125-138. DOI: 10.1016/j.baae.2022.06.001

Link zur Studie (freier Zugang):

Kontaktadresse:
Peter Kammer
PH Bern, IS1 NT Biologie
Fabrikstrasse 8
CH-3012 Bern

peter.kammer@phbern.ch
Tel: +41 (0)31 309 24 46


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