22.6.2022: Forschung international
Gärten als Zufluchtsort für bedrohte Pflanzen
Les jardins, refuges pour les plantes menacées
Josiane Segar et al.
In Gärten und Parkanlagen könnten vermehrt gefährdete einheimische Arten gepflanzt werden. Nun liegen Empfehlungen für das sogenannte «Conservation Gardening» vor. In grossem Massstab umgesetzt, könnte dieses Naturschutzgärtnern bestehende Bemühungen für die Erhaltung der Biodiversität ergänzen und mehr Menschen in den Naturschutz einbinden.
Des espèces indigènes menacées pourraient être plus souvent plantées dans des jardins et des parcs. Des recommandations sont désormais disponibles pour ce que l’on appelle « Conservation Gardening ». Mis en œuvre à grande échelle, ce jardinage de conservation de la nature pourrait être un complément aux efforts existants pour la préservation de la biodiversité et associer plus de personnes à la protection de la nature.
Das Potenzial von Gärten und öffentlichen Grünflächen für die gezielte Erhaltung und Förderung von gefährdeten Pflanzenarten ist gross. Zu diesem Schluss kommen Forschende aus Deutschland. Das ökonomische Potenzial für das sogenannte «Conservation Gardening» (Naturschutzgärtnern) ist vorhanden: Gartenbau ist ein wichtiger Wirtschaftszweig in vielen Ländern. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2018 fast 9 Milliarden Euro für Pflanzen ausgegeben, Trend steigend. Ebenso ist das Bewusstsein für den Rückgang von Arten in der deutschen Bevölkerung stark gestiegen, so die Forschenden. Darüber hinaus haben die gefährdeten Arten, die meist Lebensraumspezialisten sind, auch praktische Vorteile. Viele von ihnen sind an trockene Standorte angepasst und können daher besser mit Trockenperioden im Zuge des Klimawandels zurechtkommen als viele der derzeit im Gartenbau verwendeten Arten. Insgesamt betrachtet könnte dies zu einer erhöhten Nachfrage nach Pflanzen für «Conservation Gardening» führen.
Als zentrales Element des «Conservation Gardening» schlagen die Forschenden eine stärkere Verzahnung von Gartencentern mit dem Markt für einheimisches Saatgut vor. Die Vermehrung zertifizierten Saatguts sollte hierfür stärker finanziell unterstützt werden. Zusätzlich sollte die Vermarktung von zertifiziertem Saatgut in Gartencentern durch Mehrwertsteuersenkungen gefördert werden. Anhand von Etikettierungen liesse sich auf die Vorteile von «Conservation Gardening» in Gartencentern hinweisen und die Nachfrage fördern. Entsprechende Vergabekriterien für öffentliche Aufträge an Gartenbauunternehmen könnten dazu beitragen, die Verwendung von im Rückgang begriffenen einheimischen Pflanzenarten in öffentlichen Grünanlagen zu fördern. Die Forschenden schlagen ebenfalls vor, den Einsatz regionsspezifischer Listen für private und öffentliche Grünflächen zu nutzen. Auch könnten insbesondere zentrale Akteure Wissen über den Anbau und die Pflege gefährdeter Pflanzen verbreiten (z.B. Botanische Gärten, Universitäten, Naturschutzverbände, Nachbarschaftsgemeinschaften oder die öffentliche Verwaltung).
Quelle: iDiv.de
Keywords:
Ex-situ-Erhaltung, Gärten, Siedlungsraum, Artenförderung, Bevölkerung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Segar J., Callaghan C.T., Ladouceur E., Meya J.N., Pereira H.M., Perino A., Staude I.R. (2022): Urban conservation gardening in the decade of restoration. Nature sustainability. DOI: 10.1038/s41893-022-00882-z
Link zur Studie (freier Zugang)
Kontaktadresse:
Ingmar Staude
Forschungsgruppe Biodiversität und Naturschutz
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
D-06108 Halle (Saale)
ingmar.staude@idiv.de
Tel: +49 (0)341 9733136
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