21.6.2005: Forschung international
Neue Weltkarte für den Naturschutz
Gerold Kier et al.
Fachleute fordern seit langem eine bessere Datenbasis, um effektivere globale Naturschutzstrategien auf den Weg bringen zu können. Mit einer nun veröffentlichten Weltkarte der pflanzlichen Artenvielfalt ist ein grosser Schritt in diese Richtung gelungen.
Die Karte gliedert sich in 867 einzelne Gebiete, sogenannte Ökoregionen. Damit liegen Daten der weltweiten pflanzlichen Artenvielfalt erstmalig in einem weit verbreiteten geographischen Standard vor. Für die Weiterverwendbarkeit der Ergebnisse sowohl für die Naturschutzplanung als auch für Fragen der Grundlagenforschung sei dies ein wichtiger Fortschritt, so die Wissenschaftler.
Eine wichtige Neuerung der Arbeit ist die Aufschlüsselung nach Vegetationszonen. Dass tropische Regenwälder zu den artenreichsten Gebieten der Erde zählen, überrascht dabei wenig – Spitzenreiter ist der Borneo-Tieflandregenwald mit rund 10’000 Pflanzenarten. Mit der Karte wurde aber beispielsweise deutlich, dass die Sundarban-Region (Bangladesch/Indien) als artenreichstes Mangrovengebiet der Welt bislang in vielen Naturschutz-Prioritätenlisten fehlt.
Ein wichtiges «Nebenprodukt» des Projekts ist eine Karte, in der eingezeichnet ist, wie gut die Pflanzenwelt in bestimmten Regionen erforscht ist. Zu den «weissen Flecken» zählen mit dem südlichen Amazonasbecken und Nordkolumbien zwei weltweit bedeutende Zentren der Artenvielfalt. Unzureichend bekannt ist auch die Artenvielfalt in grossen Teilen Pakistans, Afghanistans und Irans sowie in Nordchina, erstaunlicherweise aber auch in Japan. Unter allen Vegetationszonen sind die Feuchtsavannen am schlechtesten erforscht. In diesen Gebieten werden in Zukunft verstärkte Anstrengungen notwendig sein, um ihre Pflanzenvielfalt weiter zu ergründen. Das Projekt wurde im Rahmen des Grossprojekts BIOLOG-BIOTA des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführt. Kooperationspartner ist der World Wildlife Fund (WWF).
Keywords:
Pflanzliche Artenvielfalt, Verbreitung, Ökoregionen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Kier, G. et al. (2005): Global patterns of plant diversity and floristic knowledge. Journal of Biogeography 32, 1107-1116.
Kontaktadresse:
Gerold Kier, Universität Bonn, Meckenheimer Allee 170, D-53115 Bonn
kier@uni-bonn.de
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