10.5.2022: Forschung CH

Mögliches Monitoring der genetischen Vielfalt – Interessen, Erwartungen und Vorbehalte

Monitoring éventuel de la diversité génétique: intérêts, attentes et réserves



Rea Pärli et al.

Von internationalen Konventionen wird ein Monitoring der genetischen Vielfalt in natürlichen Populationen von wildlebenden Tier- und Pflanzenarten gefordert. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie für ein solches Monitoring in der Schweiz wurde festgestellt, dass sich die Stakeholder der mangelnden Datengrundlage zur genetischen Vielfalt bewusst sind. Bedenken wurden bezüglich Finanzierbarkeit und Praxisnutzen geäussert.

Les conventions internationales exigent un monitoring de la diversité génétique dans les populations naturelles d’espèces animales et végétales sauvages. Dans le cadre d’une étude de faisabilité pour un tel monitoring en Suisse, il a été constaté que les parties prenantes sont conscientes qu’il manque une base de données sur la diversité génétique. Des inquiétudes ont été exprimées quant à la faisabilité financière et l’utilité pratique d’un tel monitoring.


Die genetische Vielfalt ist einer der drei grundlegenden Bestandteile der Biodiversität. Ihre Erhaltung gilt als Voraussetzung für die Sicherung des langfristigen Überlebens natürlicher Populationen und Arten. Die internationalen Konventionen verlangen deshalb nationale Monitorings der genetischen Vielfalt. Ein Beispiel ist das Aichi-Ziel 13 des Übereinkommens der Vereinten Nationen über die biologische Vielfalt (CBD). Bisher haben die Staaten jedoch kaum entsprechende Monitorings lanciert.
2020 wurde am Departement für Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Umwelt (BAFU) eine Machbarkeitsstudie zur Umsetzung eines nationalen Monitorings der genetischen Vielfalt von natürlichen Populationen erarbeitet. Dabei wurde eine Stakeholder-Analyse durchgeführt, um herauszufinden, welche Interessen, Erwartungen und Vorbehalte ein solches Monitoring bei verschiedenen Interessenvertretern weckt.
Die Online-Umfrage, welche von 138 (42% der Befragten) interessierten oder betroffenen Personen beantwortet wurde, zeigte, dass sich die Stakeholder des Mangels an Informationen über den Zustand und allfällige Veränderung der genetischen Vielfalt in wildlebenden Populationen und Arten in der Schweiz im Allgemeinen bewusst sind. Dementsprechend sind die meisten von ihnen an einem Monitoring der genetischen Vielfalt interessiert und sehen Möglichkeiten für eine Anwendung der Ergebnisse in ihrer eigenen Arbeit.
Allerdings äusserten sie auch Bedenken hinsichtlich der benötigten finanziellen Mittel und hatten gewisse Zweifel, ob die Ergebnisse eines genetischen Monitorings dem Biodiversitätsschutz überhaupt nützen können. Für eine praxisnahe Umsetzung ist bei der Entwicklung eines Programms zur Überwachung der genetischen Vielfalt darum der systematische Einbezug von Interessengruppen wichtig und damit auch die Kommunikation der Möglichkeiten und Grenzen eines solchen Monitorings.
Eine vom BAFU finanzierte Pilotstudie für ein Monitoring der genetischen Vielfalt in der Schweiz, welche fünf Arten untersucht, hat 2020 begonnen (www.gendiv.ethz.ch). Sie wird durch eine Begleitgruppe mit Mitgliedern aus verschiedenen Interessengruppen unterstützt. Die Auswahl der zu untersuchenden Arten erfolgte unter Einbezug zahlreicher Artenspezialisten.

Quelle: ETHZ

Keywords:
Genetische Diversität, Monitoring, Stakeholder, Konventionen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Pärli R. et al. (2021): Developing a monitoring program of genetic diversity: what do stakeholders say? Conservation Genetics 22, 673–684. https://doi.org/10.1007/s10592-021-01379-6


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
ETH Zürich
Plant Ecological Genetics
Institute of Integrative Biology (IBS)
Dr. Martin C. Fischer
Universitätsstrasse 16
CH-8092 Zürich
martin.fischer@usys.ethz.ch
Tel: +41 (0)44 633 93 19


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