10.5.2022: Forschung CH

Quaggamuschel breitet sich in Schweizer Gewässern aus

La moule quagga se propage dans les eaux suisses



Linda Haltiner et al.

Die Quaggamuschel gilt als aggressive invasive Art. Seit dem Erstnachweis in der Schweiz im Jahr 2014 breitet sie sich rasch in unseren Gewässern aus und beeinflusst die Seeökosysteme. Die Folgen lassen sich noch nicht vollumfänglich abschätzen.

La moule quagga est considérée comme une espèce invasive agressive. Depuis sa première mention en Suisse en 2014, elle se propage rapidement dans nos eaux et influence les écosystèmes lacustres. Les conséquences ne peuvent pas encore être complètement évaluées.


Invasive Arten zählen weltweit zu den wichtigsten Gründen für den Rückgang der Artenvielfalt in Ökosystemen. Eine dieser invasiven Arten, die sich auch in Schweizer Gewässern ausbreitet, ist die Quaggamuschel (Dreissena bugensis). Sie stammt ursprünglich aus dem Schwarzmeerraum und ist mittlerweile in grossen Teilen Europas und Nordamerikas verbreitet.
Die Quaggamuschel wurde in der Schweiz zum ersten Mal 2014 im Rhein bei Basel nachgewiesen. Seither hat sie sich in verschiedenen Schweizer Gewässern ausgebreitet und kommt mittlerweile in folgenden Seen vor: Genfersee, Bodensee, Neuenburgersee, Bielersee, Murtensee und Lac Hongrin. Durch Boote, die in verschiedenen Gewässern zum Einsatz kommen, werden die Larven unbeabsichtigt durch den Menschen verschleppt. Die Tiere verbreiten sich mittlerweile auch natürlicherweise, indem sie im Larvenstadium in der Strömung schweben und so stromabwärts getrieben werden.
Hat die Quaggamuschel ein Gewässer befallen, dominiert sie dieses in kurzer Zeit mit einschneidenden Folgen. Dies zeigt sich beispielsweise im Bodensee, wo die Muschel erstmals 2016 nachgewiesen wurde. Bereits 2017 war sie in allen Seeteilen zu finden, und ihre Verbreitung in der Flachwasserzone nimmt seither kontinuierlich zu. Sie kommt sogar bis in grosse Tiefen vor, und eine weitere Zunahme der dortigen Bestandsdichte ist anzunehmen. Gemäss den Forschenden zeigt diese enorm schnelle Weiterverbreitung der Quaggamuschel in der Schweiz das Risiko für noch unbesiedelte Gewässer auf.
Mögliche Folgen der Besiedlung könnten unter anderem sein:

- Rückgang des Planktons, da die Muscheln grosse Mengen Phytoplankton filtrieren
- Nährstoffzunahme am Seegrund und -abnahme im Freiwasser, da die Muscheln in Bodennähe leben
- Veränderung der Artengemeinschaften und des Nahrungsnetzes
- Rückgang von Fischbeständen aufgrund des veränderten Nahrungsnetzes
- Erhöhter Wartungsaufwand und Kosten, zum Beispiel für Boote, Fischernetze usw.

Die Forschenden empfehlen, Gewässer, die noch nicht betroffen sind, bestmöglich vor einer Einschleppung zu schützen. Dies kann zum Beispiel erreicht werden mit Sensibilisierungskampagnen oder mit einer Reinigungspflicht für Boote, welche vorher auf einem anderen Gewässer verwendet wurden. Für die Früherkennung und ein besseres Verständnis der Verbreitungsmuster und Populationsdynamik der Quaggamuschel drängt sich zudem ein regelmässiges und einheitliches Monitoring auf.

Quelle: Eawag

Keywords:
Quaggamuschel, invasive Arten, Monitoring, Seeökosysteme

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Haltiner L. et al. (2022): The distribution and spread of quagga mussels in perialpine lakes north of the Alps, Aquatic Invasions Vol. 17, https://doi.org/10.3391/ai.2022.17.2.02


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
Eawag
Abteilung Gewässerökologie
Linda Haltiner
Überlandstrasse 133
CH-8600 Dübendorf
linda.haltiner@eawag.ch
Tel: +41 (0)58 765 64 29


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