10.5.2022: Forschung international

Anthropozän: mehr Verlierer als Gewinner unter den Pflanzen

Anthropocène: plus de perdants que de gagnants parmi les plantes



W. John Kress und Gary A. Krupnick

Seit Jahrhunderten greift der Mensch in grossem Umfang in die Natur ein. Manche Gefässpflanzenarten profitieren, andere werden seltener. Insgesamt betrachtet gibt es aber deutlich mehr Verlierer als Gewinner.

Depuis des siècles, l’homme interfère à grande échelle dans la nature. Cela profite à certaines espèces de plantes vasculaires tandis que d’autres se raréfient. Mais globalement, il y a nettement plus de perdants que de gagnants.


Wie sehr sich das Anthropozän – also das «Zeitalter des Menschen» – auf die heutige Vielfalt der Gefässpflanzen auswirkt, haben zwei Forschende vom National Museum of Natural History in Washington DC untersucht. Dafür analysierten sie Daten zu mehr als 86‘000 Arten von Gefässpflanzen und bewerteten anhand der Verbreitung, Häufigkeit und des Gefährdungszustands, ob diese zu den Gewinnern oder Verlierern des Anthropozäns gehören. Zudem untersuchten sie auch die Nützlichkeit einer Pflanze für die Menschen.
Die Ergebnisse zeigen: Unter den Gefässpflanzen gibt es deutlich mehr Verlierer als Gewinner. Knapp 20‘300 Pflanzenarten sind seltener geworden, gelten als gefährdet oder wurden von anderen Gefässpflanzen verdrängt. Demgegenüber gibt es etwa 7‘000 Pflanzenarten, die als Gewinner aus dem Anthropozän hervorgehen. Den Forschenden zufolge handelt es sich dabei oft um wirtschaftlich wichtige Pflanzenarten, die der Mensch in den letzten zwölf Jahrtausenden kultiviert hat.
Auf der Suche nach bestimmten Mustern in der Verteilung der Gewinner und Verlierer sahen sich die Forschenden auch die Stammbäume der Pflanzen genauer an. Wie sich herausstellte, verteilten sich die Gewinner und Verlierer grösstenteils gleichmässig über die Pflanzenordnungen. Ausnahmen bildeten vor allem kleine Stämme, die eher in die eine oder andere Richtung tendierten. Zu den drei am stärksten vom Aussterben bedrohten Stämme gehören die Cycadeen, auch bekannt als Palmfarne, und die Zypressengewächse wie Mammutbäume und Wacholder. Auch eine uralte Familie von Nadelbäumen, die Araucariales, ist besonders gefährdet.
Für die Forschenden ist klar: Die Pflanzengemeinschaft wird durch diese Entwicklung in Zukunft noch homogener werden, was wiederum gravierende Konsequenzen für die Ökosysteme hat, denn ein Verlust der Pflanzenvielfalt geht auch mit einem Verlust von Tierarten einher. Ökosysteme sind in der Folge weniger resilient gegenüber Belastungen und Veränderungen.

Quelle: natur.de

Keywords:
Gefässpflanzen, Anthropozän, Homogenisierung, Kulturpflanzen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kress, W. J., & Krupnick, G. A. (2022). Lords of the biosphere: Plant winners and losers in the Anthropocene. Plants, People, Planet. doi: 10.1002/ppp3.10252


Link zur Studie

Kontaktadresse:
W. John Kress
Department of Botany
National Museum of Natural History
Smithsonian Institution, P. O. Box 37012,
Washington, DC 20013-7012
USA

kressj@si.edu


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