2.2.2022: Forschung international

Insekten in Naturschutzgebieten sind mit Pestiziden belastet

Les insectes des réserves naturelles contaminés par des pesticides



Carsten A. Brühl et al.

In 21 Schutzgebieten in Deutschland wurde die Pestizidbelastung von Insekten untersucht. Auf den Tieren wurden mehrere unterschiedliche Pestizide nachgewiesen. Keines der untersuchten Schutzgebiete war unbelastet. Um diese Situation zu verbessern, werden vor allem ausreichend grosse Pufferzonen benötigt, in denen der Einsatz von Pestiziden verboten ist.

En Allemagne, l’exposition des insectes aux pesticides a été étudiée dans 21 réserves naturelles. De nombreux différents pesticides ont été détectés sur les animaux. Aucune des réserves naturelles examinées n’était épargnée par la contamination. Afin d’améliorer cette situation, des zones tampons suffisamment grandes, dans lesquelles l’utilisation des pesticides est interdite, sont nécessaires.


Als eine wesentliche Ursache für den dramatischen Rückgang der Insekten werden Pestizide vermutet. Untersuchungen aus Deutschland zeigen nun, dass Insekten in Naturschutzgebieten mit einer Vielzahl von Pestiziden belastet sind. Während zwei Jahren haben Forschende die Insektenvielfalt in Naturschutzgebieten in Deutschland erfasst und dokumentiert und die Pestizidbelastung von Insektenmischproben analysiert.
Bisherige Studien haben ausschliesslich Daten über die Belastung von Luft und Boden erhoben. In der vorliegenden Studie wurde nach einem standardisierten Protokoll mit Serien sogenannter Malaisefallen in 21 Schutzgebieten gearbeitet, in denen die erfassten Insekten in Alkohol konserviert werden. Gleichzeitig wirkt Alkohol als Lösungsmittel für Pestizide. Dadurch konnte das Forschungsteam direkt untersuchen, welche Pestizide an diesen Untersuchungspunkten an den Insekten hafteten. Diese Mischproben wurden auf 92 aktuell in Deutschland zugelassene Pestizide untersucht.
Auf den Insekten wiesen die Forschenden über alle Gebiete betrachtet 47 Pestizide nach. Die maximale Belastung der Tiere in einem Schutzgebiet lag bei 27 verschiedenen Stoffen, die minimale Belastung bei 7 Pestiziden. Dies zeigt, wie wichtig es wäre, im Rahmen der Zulassungsverfahren von Pestiziden nicht nur wie bisher die Wirkung von einem einzigen Pestizid zu beurteilen, sondern auch jene verschiedener Kombinationen von Pestiziden, wie sie in der Realität auch auftreten.
Um herauszufinden woher die Pestizide stammen, wurden die Ackerflächen im Umkreis der untersuchten Schutzgebiete mit den gemessenen Pestizidbelastungen korreliert. Dabei zeigte sich, dass der Anteil Ackerfläche in einem Umkreis von zwei Kilometern gut mit der Pestizidbelastung an den Insekten übereinstimmt. Die Forschenden fordern deshalb ein Umdenken in der Landschaftsplanung und beim Schutzgebietsmanagement. Statt bei Pufferzonen in Metern zu denken, empfehlen sie Pufferzonen um Naturschutzgebiete von zwei Kilometern, die im Risikomanagement der Schutzgebiete berücksichtigt werden. Hier soll prioritär Ökolandbau gefördert werden bzw. der Einsatz von Pestiziden verboten werden.
Berechnungen des Forschungsteams zeigen: Würde man einen solchen Schutzraum für alle Naturschutzgebiete deutschlandweit umsetzen, beträfe das 30 Prozent der Agrarfläche. Dieser Anteil deckt sich mit verschiedenen politischen Zielen auf nationaler und europäischer Ebene zur Reduktion des Pestizideinsatzes und zur Förderung des Ökolandbaus.

Quelle: Universität Koblenz-Landau

Keywords:
Insektensterben, Pestizide, Naturschutzgebiete, Schutzgebietsmanagement

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Brühl C.A. et al. (2021): Direct pesticide exposure of insects in nature conservation areas in Germany. Scientific Reports, 11(1), 1-10.


Link zur Studie (freier Zugang)

Kontaktadresse:
iES Landau, Institut für Umweltwissenschaften
Universität Koblenz-Landau
Carsten Brühl
Fortstraße 7
D-76829 Landau
Bruehl@uni-landau.de
Tel: +49 (0)6341 280-31310


Zurück zur Liste