2.2.2022: weitere Publikationen
Neue Rote Listen für die Libellen und Singzikaden
Nouvelles listes rouges des libellules et des cigales
Christian Monnerat, Hansruedi Wildermuth und Yves Gonseth; Thomas Hertach
Für die Schweiz wurde die Rote Liste der Libellen aktualisiert und für die Singzikaden das erste Mal herausgegeben. Von den 75 bewerteten Libellenarten sind 27 gefährdet. Von den zehn bewerteten Singzikaden sind acht gefährdet.
La liste rouge des libellules a été actualisée et celle des cigales publiée pour la première fois pour la Suisse. Parmi les 75 espèces de libellules évaluées, 27 sont menacées. Parmi les dix espèces de cigales, huit sont menacées.
Rote Listen beurteilen das Aussterberisiko von Arten nach standardisierten Kriterien. Sie sind ein wichtiges Instrument für die Beurteilung des Zustands der Biodiversität. Für die Schweiz wurde 2021 die Rote Liste der Libellen aktualisiert und für die Singzikaden das erste Mal herausgegeben.
Von den 75 bewerteten Libellenarten sind 27 (36 %) gefährdet: 4% sind in der Schweiz ausgestorben, 5% gelten als vom Aussterben bedroht, 12% sind stark gefährdet und 15% verletzlich. Weitere 8% der Arten sind potenziell gefährdet. Die Hälfte der Arten der roten Liste besiedeln Moore und leiden unter der laufenden Verschlechterung der Lebensraumqualität. Zudem lassen Vorhersagemodelle erwarten, dass ihre Gefährdung mit dem Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten laufend zunehmen wird. Gegenüber der früheren Roten Liste von 2002 ist die Anzahl gefährdeter Arten ähnlich geblieben: Die Liste von 2002 enthielt 26, die revidierte Version umfasst 27 gefährdete Arten. Seit 2002 ist eine dritte Art in der Schweiz ausgestorben.
Es gibt auch positive Meldungen: Die Lage mehrerer früher vom Aussterben bedrohter oder stark gefährdeter Arten hat sich dank Revitalisierungsmassnahmen von Hochmooren, Flüssen und Bächen verbessert. Zudem haben spezifische Artenförderungsmassnahmen zur Verbesserung der Situation beigetragen.
Von den zehn in der Schweiz heimischen Singzikadenarten stehen acht auf der Roten Liste. Eine Art ist vom Aussterben bedroht, fünf sind stark gefährdet und zwei verletzlich. Die Vorkommen der Singzikaden konzentrieren sich auf die Kantone Tessin, Wallis, Graubünden, Genf und Waadt. Nur zwei Taxa finden sich in anderen Regionen der Schweiz.
Singzikaden sind hervorragende Indikatorarten für trockene und gut besonnte Lebensräumen aus Gehölzen (Singwarten) und extensiver Krautschicht (Eiablagestellen). Die mehrjährige Entwicklung der Larven spielt sich im Boden ab. Die Habitate reichen von Trockenwiesen und -weiden mit Buschwerk bis hin zu lichten Wäldern. Zentral ist das Vorhandensein einer Strukturvielfalt. Zwei gegenläufige Tendenzen gefährden Singzikaden am häufigsten: Einerseits eine starke Vergandung und Verwaldung von extensiv genutzten Trockenstandorten sowie eine Unternutzung von potenziell lichten Waldstandorten, andererseits Nutzungsänderungen und Intensivierungen durch Düngung, verstärkte Bestossung mit Vieh oder Bewässerung.
Quelle: BAFU
Keywords:
Rote Liste, Singzikaden, Libellen, Gefährdungsursachen
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Monnerat C., Wildermuth H., Gonseth Y. (2021): Rote Liste der Libellen. Gefährdete Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug Nr. 2120: 70 S.
Hertach T. (2021): Rote Liste der Singzikaden. Gefährdete Arten der Schweiz. Umwelt-Vollzug Nr. 2111: 63 S.
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/rote-liste-libellen.html
https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/rote-liste-singzikaden.html
Kontaktadresse:
info fauna - Schweizerisches Zentrum für die Kartografie der Fauna (SZKF / CSCF)
Christian Monnerat
Avenue de Bellevaux 51
CH-2000 Neuchâtel
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Thomas Hertach
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
christian.monnerat@unine.ch
thomas.hertach@wsl.ch
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