15.12.2021: Forschung international

Wölfe können Menschenleben und Autos schützen

Des loups pour protéger des vies humaines et des voitures



Jennifer L. Raynor, Corbett A. Grainger und Dominic P. Parker

Daten aus den USA zeigen, dass die Anzahl Verkehrsunfälle mit Rehen in Bezirken mit Wölfen im Durchschnitt um 24% niedriger ist. Der wirtschaftliche Nutzen, der sich daraus ergibt, ist 63-mal grösser als der nachgewiesene wirtschaftliche Schaden durch Risse von Nutztieren. Der dahinterliegende Mechanismus liegt weniger in der Veränderung der Anzahl Rehe als vielmehr in der ganzjährigen Wirkung der Wölfe auf das Verhalten der Rehe.

Des données provenant des États-Unis montrent que le nombre d’accidents de la route avec des chevreuils est en moyenne inférieur de 24 % dans les régions avec des loups. L’avantage économique qui en résulte est 63 fois supérieur aux dommages économiques prouvés dus aux attaques d’animaux de rente. Le mécanisme sous-jacent se situe moins dans les variations du nombre de chevreuils que dans l’effet des loups sur le comportement des ongulés tout au long de l’année.


(SIS) Die Messung des wirtschaftlichen Nutzens von Raubtieren ist schwierig – oft sind die Auswirkungen indirekt und wirken durch komplexe ökologische Veränderungen. In Debatten über die Ausbreitung von Raubtieren werden daher die offensichtlichen Schäden an Nutztieren gegen ungenauere Schätzungen des Nutzens abgewogen, die als unzuverlässig oder ideologisch motiviert abgetan werden können.
Durch die Analyse von langjährigen Daten von Verkehrsunfällen mit Rehen im Bundestaat Wisconsin (USA) konnte nachgewiesen werden, dass in Bezirken, wo Wölfe aufgetreten sind, die Kollisionen zwischen Rehen und Fahrzeugen im Durchschnitt um 24% zurückgegangen sind. Daraus ergibt sich ein wirtschaftlicher Nutzen der Wölfe, der 63-mal grösser ist als der nachgewiesene wirtschaftliche Schaden durch Risse von Nutztieren.
Der Effekt der Wolfpräsenz auf das Verhalten der Rehe reduzierte die Kollisionen dabei etwa vier Mal mehr als der Effekt der Wölfe auf die Rehpopulationen. Diese Aufschlüsselung ist wichtig, wenn eine wirksame Politik davon abhängt, ob Jäger die Wirkungen von Raubtieren nachahmen können. Im Fall der Wölfe kommen die Forschenden zum Schluss, dass Jägerinnen und Jäger dies nicht leisten können.
Bei der Untersuchung wurde nur der direkte materielle Nutzen (also die verringerten Schäden) für Fahrzeughalterinnen und -halter berücksichtigt. Die Forschenden weisen darauf hin, dass es noch weitere Nutzen durch weniger Verletzte und Unfalltote gibt. Zudem erwarten sie, dass durch das veränderte Verhalten der Rehe auch die Schäden in der Land- und Forstwirtschaft zurückgehen. So sind in Wisconsin Rehe für 90% der Schäden durch Wildtiere an landwirtschaftlichen Kulturen verantwortlich.

Keywords:
Wolf, Verkehr, ökonomischer Nutzen, Wildtier-Kollisionen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Raynor J. L., Grainger C. A., Parker D. P. (2021): Wolves make roadways safer, generating large economic returns to predator conservation. Proceedings of the National Academy of Sciences 118(22).


Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Jennifer L. Raynor
Department of Economics
Wesleyan University
Middletown, CT 06459
USA
jlraynor@wesleyan.edu


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