15.12.2021: Forschung international
Vogelgesang im Wandel: Der Frühling wird leiser und monotoner
Le chant des oiseaux en mutation: le printemps devient plus silencieux et plus monotone
Catriona A. Morrison et al.
Wenn Sie das Gefühl haben, der Gesang der Vögel im Frühling sei heute leiser und weniger abwechslungsreich als früher, muss das nicht an Ihrem verminderten Hörvermögen liegen. Tatsächlich zeigen Rekonstruktionen des Vogelkonzerts für mehr als 200‘000 Orte in Nordamerika und Europa über die letzten 25 Jahre, dass die akustische Vielfalt und Intensität der Klanglandschaften auf beiden Kontinenten kleiner geworden sind. Grund dafür ist der Rückgang von Artenvielfalt und Häufigkeit der Vögel, aber auch der Verlust grosser Populationen von Arten mit besonders charakteristischen Stimmen.
Si vous avez l’impression que le chant des oiseaux est aujourd’hui moins fort et moins varié qu’autrefois, ce n’est pas forcément dû à une déficience auditive. Effectivement, des reconstructions de concerts d’oiseaux, provenant de plus de 200 000 sites d’Amérique du Nord et d’Europe au cours de ces 25 dernières années, montrent que la diversité acoustique et l’intensité des paysages sonores ont diminué sur les deux continents. Cela s’explique par le recul de la diversité en espèces et de l’abondance des oiseaux, mais également par la perte de grandes populations d’espèces avec des chants particulièrement caractéristiques.
Naturgeräusche, insbesondere der Gesang von Vögeln, sind wichtig für unsere Verbindung zur Natur. Doch durch die veränderte Landnutzung und den Klimawandel nimmt die Anzahl Vögel ab. Gleichzeitig verändert sich die Artenzusammensetzung. Wie hat sich dies auf unsere Klanglandschaften bzw. den im Hintergrund immer präsenten Vogelgesang ausgewirkt?
Forschende haben dazu Daten aus Vogelmonitoring-Programmen mit Tonaufnahmen einzelner Arten in freier Wildbahn kombiniert. So konnten sie Klanglandschaften von mehr als 200‘000 Aufnahmeflächen in den vergangenen 25 Jahren erstellen. Die berechneten Indizes geben an, wie komplex, variabel und intensiv die Klanglandschaft ist, basierend auf der Anzahl der vorhandenen Arten, ihrer Häufigkeit, aber auch den stimmlichen Eigenschaften einzelner Arten.
Die Resultate zeigen, dass sich die Geräusche des Frühlings verändert haben: Das Vogelkonzert wird in Nordamerika und Europa leiser und weniger abwechslungsreich. Verursacht wurde diese Entwicklung unter anderem durch den Verlust ehemals grosser Populationen von Arten mit charakteristischen Stimmen (z.B. in Europa Feldlerche und Kiebitz). Es sind vor allem diese Klänge, die das Erleben des Frühlings in der Landschaft ausmachen. In Agrarlandschaften, wo insgesamt weniger Vögel verblieben sind und der Artenreichtum stark abgenommen hat, nimmt auch die akustische Vielfalt und Intensität am deutlichsten ab.
Quelle: Georg-August-Universität Göttingen
Keywords:
Mensch-Umwelt-Beziehungen, Vögel, Artenrückgang
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Morrison C. A. et al. (2021): Bird population declines and species turnover are changing the acoustic properties of spring soundscapes. Nature Communications, 12(1), 1-12.
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Johannes Kamp
Georg-August-Universität Göttingen
Abteilung für Naturschutzbiologie
Bürgerstraße 50
D-37073 Göttingen
johannes.kamp@uni-goettingen.de
Tel: +49 (0)551 39 25207
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