21.6.2005: Forschung CH
Schöne Artenvielfalt
Lisa Bose
Im Rahmen einer Diplomarbeit wurden Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens Zürich aufgefordert, aus vorgegebenem Pflanzenmaterial ihre «Lieblingswiese» zusammenzustellen oder ihre «Traumwiese» zu beschreiben. Die Ergebnisse zeigen, dass pflanzliche Artenvielfalt von der Bevölkerung geschätzt und als etwas Schönes empfunden wird.
Die zunehmende Bedrohung der pflanzlichen Artenvielfalt wirft die Frage auf, ob Artenreichtum von der allgemeinen Bevölkerung überhaupt geschätzt wird. Anhand von zwei sich ergänzenden Untersuchungen wurden in dieser Diplomarbeit die Wertschätzung und Einschätzung von pflanzlicher Biodiversität durch die Bevölkerung untersucht. Dabei sollten Pflanzengemeinschaften nicht wie bisher üblich anhand von Bildmaterial beurteilt werden, sondern Personen sollten aktiv aus vorgegebenem Pflanzenmaterial oder im Kopf eine für sie besonders attraktive Wiese entwerfen.
152 Besucherinnen und Besucher des Botanischen Gartens Zürich wurden gebeten, aus vorgegebenem Pflanzenmaterial Wiesen nach ihrem Geschmack zusammenzustellen. 165 weitere Besucherinnen und Besucher sollten schöne, von ihnen selbst zu gestaltende Wiesen beschreiben. Sie wurden zusätzlich zu ihrem Wissen und ihren Vorstellungen über pflanzliche Vielfalt befragt.
Folgende Fragen wurden untersucht: (1) Schätzt die Bevölkerung pflanzliche Vielfalt? (2) Was ist in den Augen der Bevölkerung eine schöne Wiese? (3) Gibt es Wiesenpflanzen, die als besonders schön empfunden werden? (4) Ist die Bevölkerung mit dem Begriff «Biodiversität» vertraut? (5) Was weiss sie über den pflanzlichen Artenreichtum? (6) Hängen Wertschätzung und Einschätzung pflanzlicher Vielfalt von botanischen Vorkenntnissen, Erfahrungen und Interessen einer Person, ihrer Ausbildung, ihrem Alter und Geschlecht ab?
Die Ergebnisse zeigen, dass pflanzliche Artenvielfalt von der Bevölkerung geschätzt und als etwas Schönes empfunden wird. Sowohl die zusammengestellten als auch die beschriebenen Wiesen zeichneten sich durch eine hohe Arten- und Strukturvielfalt aus. Die Artenidentität war dabei weniger wichtig als die Artenvielfalt. Die starke Präferenz für artenreiche Pflanzengesellschaften wurde weder von botanischen Vorkenntnissen, Erfahrungen und Interessen einer Person, noch von ihrer Ausbildung, ihrem Alter und Geschlecht beeinflusst. Dies deutet auf eine inhärente Vorliebe für Artenvielfalt hin. Das Wissen der Bevölkerung zum Thema Biodiversität ist schlecht, und der pflanzliche Artenreichtum natürlicher Lebensräume wird massiv überschätzt, was zur Folge haben könnte, dass dem Verlust von Arten zu wenig Bedeutung beigemessen wird. Formelle und informelle Bildung hat deshalb den Auftrag, die Bevölkerung über die Bedeutung biologischer Vielfalt zu informieren und für den Erhalt und Schutz zu sensibilisieren.
Keywords:
Bevölkerung, Wertschätzung, Wiesenpflanzen
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Bose, L. (2004): Wertschätzung und Einschätzung von pflanzlicher Biodiversität durch die Bevölkerung. Diplomarbeit, Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich und Professur für Natur- und Landschaftsschutz, ETH Zürich
Kontaktadresse:
Lisa Bose, Herrenbergstrasse 1, CH-8006 Zürich
lisabose@bluewin.ch
Tel: +41 (0)44 350 76 16
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