15.5.2003: Forschung international

Rote Listen kein Allheilmittel




Die Anwendungsmöglichkeiten von Roten Listen sind beschränkt. Obwohl Rote Listen wichtige politische und gesellschaftliche Aufgaben erfüllen, sind sie als Universalinstrument zum Schutz der Biodiversität völlig ungeeignet.

(gk) Die Anwendungsmöglichkeiten von Roten Listen sind beschränkt. Das zumindest glauben sechs Wissenschaftler unter der Leitung von Hugh Possingham von der University of Queensland in Australien. Obwohl Rote Listen wichtige politische und gesellschaftliche Aufgaben erfüllen, sind sie als Universalinstrument zum Schutz der Biodiversität völlig ungeeignet. Rote Listen können beispielsweise dazu führen, dass einige wenige besonders bedrohte Arten in den Genuss von teuren und nicht selten wenig erfolgreichen Schutzprogrammen kommen. Die finanziellen Mittel sind im Naturschutz aber begrenzt. Anderen, weniger bedrohten Arten könnte mit erheblich weniger Aufwand geholfen werden. Auch für die Ausweisung von Schutzgebieten sollte die Verbreitung von besonders gefährdeten Rote-Liste-Arten nicht den Ausschlag geben. Denn solche Arten kommen nicht zwingend in Gebieten mit einer hohen Biodiversität vor. Auch in diesem Fall würde der Grossteil der Biodiversität leer ausgehen. Rote Listen verführen auch dazu, dass all jene Gebiete, in denen keine Rote-Liste-Arten vorkommen, ungehemmt genutzt werden dürften. Nur die wenigsten Arten wurden aber hinsichtlich ihres Gefährdungsgrades untersucht. Das gilt vor allem für wirbellose Tiergruppen. Die Wissenschafter plädieren auch dafür, Rote Listen nicht als Indikatoren für den Status der Biodiversität zu verwenden. Südafrika hat beispielsweise nur deshalb die längsten Roten Listen ganz Afrikas, weil das Land grosse Anstrengungen unternommen hat, den Gefährdungsgrad der Tier- und Pflanzenarten zu ermitteln.

Keywords:
Rote Listen, Naturschutzinstrument

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Possingham H. P. et al. (2002): Limits to the use of threatened species lists. Trends in Ecology and Evolution 17, 503-507.

Kontaktadresse:
Hugh P. Possingham, The Ecology Centre, The University of Queensland, Brisbane, 4072, Australia
hpossingham@zen.uq.edu.au


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