29.9.2021: Forschung CH
Den Vogel- und Insektenzug mit Radaren besser verstehen
Mieux comprendre la migration des oiseaux et des insectes grâce aux radars
Raphaël Nussbaumer et al. sowie Xu Shi et al.
Radare erlauben es Forschenden immer besser, die Bewegungen ziehender Vögel und Insekten zu untersuchen. Die Schweizerische Vogelwarte hat mit dieser Methode die Biomasse der Vögel und Insekten in der Luft während eines ganzen Jahres aufgezeichnet. Jährlich fliegen mindestens drei Millionen Vögel und 20 Millionen Insekten über die Messstation in Sempach. Es wurden unterschiedliche Zugstrategien von Vögeln und Insekten sichtbar.
Les radars permettent aux chercheurs d’analyser de mieux en mieux les déplacements des oiseaux et des insectes migrateurs. Avec cette méthode, la Station ornithologique suisse a enregistré la biomasse des oiseaux et des insectes dans l’air pendant une année entière. Ce sont chaque année pas moins de trois millions d’oiseaux et 20 millions d’insectes qui volent au-dessus de la station de mesure à Sempach. Différentes stratégies de migration chez les oiseaux et les insectes ont été ainsi révélées.
Es ist unmöglich, alle Zugvögel zu zählen, die jedes Jahr im Frühling und im Herbst unterwegs sind. Weil viele Arten zudem nachts und alleine unterwegs sind, ist die Erfassung des Vogelzugs sehr anspruchsvoll. Ziehende Insekten lassen sich mit Zählungen gar nicht erfassen. Mithilfe von Daten, die von Wetterradaren stammen, ist es mittlerweile jedoch möglich, die Masse ziehender Vögel und Insekten zumindest abzuschätzen. Radare senden elektromagnetische Wellen aus, die von durchfliegenden Objekten als Echo auf den Radar zurückgeworfen werden. Durch zeitliche Schwankungen der Echostärke können die Geschwindigkeit und die Flugrichtung, aber auch die Flügelschlagfrequenz bestimmt werden. Dies erlaubt es, Vögel von Insekten zu unterscheiden.
Die Schweizerische Vogelwarte hat nun mit Hilfe dieser Methode erstmals gleichzeitig die Biomasse der Vögel und diejenige der Insekten in der Luft während eines ganzen Jahres aufgezeichnet. Das Monitoring zeigte, dass jährlich mindestens drei Millionen Vögel und 20 Millionen Insekten die Messstation in Sempach überfliegen.
Es machte zudem unterschiedliche Zugstrategien von Vögeln und Insekten sichtbar: Im Herbst ziehen sowohl Vögel als auch Insekten zielstrebig nach Südwesten. Im Frühling dagegen zeigen nur die Vögel ein gerichtetes Zugverhalten nach Nordosten, während Insekten scheinbar ohne klare Richtung unterwegs sind. Anders als Vögel fliegen Insekten im Frühling nicht zurück in ihre Geburtsregionen, sondern legen auf dem Weg in den Norden ihre Eier im erstbesten geeigneten Lebensraum ab und sterben. Daraus schlüpft eine neue Generation, die sich in alle Himmelsrichtungen verbreitet, um wiederum ihre Eier abzulegen. Erst die letzte Generation des Sommers zieht gezielt in den Süden, um dort zu überwintern. Im Frühling machen sich diese Überwinterer wieder auf den Weg nach Norden und beginnen den Kreislauf von vorne. Letztendlich zeigt die relativ simple Überwachungsmethode, wie wenig wir noch über die Bewegung von Organismen durch den Luftraum wissen.
Quelle: Vogelwarte
Keywords:
Zugvögel, Insekten, Biomasse, Radartechnologie, Monitoring
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Nussbauer R. et al. (2021): Quantifying year-round nocturnal bird migration with a fluid dynamics model. J.R. Soc. Interface. DOI: 10.1098/rsif.2021.0194
Shi X. et al. (2021): Seasonal Trends in Movement Patters of Birds and Insects Aloft Simultaneously Recorded by Radar. Remote Sens. 13, 1839. DOI: 10.3390/rs13091839
https://birdmigrationmap.vogelwarte.ch/
https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rsif.2021.0194
Link zu zweiten Studie (open access)
Kontaktadresse:
Felix Liechti
Schweizerische Vogelwarte
Seerose 1
CH-6204 Sempach
felix.liechti@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 82
Zurück zur Liste