29.9.2021: weitere Publikationen

Merkblatt zu gebietsfremden Pilzarten in der Schweiz

Notice sur les champignons exotiques en Suisse



Jonas Brännhage, Ludwig Beenken, Andrin Gross

Mit der Zunahme des weltweiten Handels steigt auch die Anzahl der mitverschleppten Pilzarten (sogenannte Neomyceten). Ein neues Merkblatt für die Praxis gibt Auskunft über die Pilze am «falschen» Ort. Allein in der Schweiz sind zurzeit etwa 300 Neomyceten bekannt. Nur wenige verhalten sich invasiv, können aber bestimmte Baumarten und die mit ihnen vergesellschafteten einheimischen Organismen gefährden.

L’augmentation du commerce international s’accompagne d’un accroissement du nombre d’espèces de champignons introduits (appelés néomycètes). Une nouvelle notice pour le praticien renseigne sur les champignons qui se retrouvent au « mauvais » endroit. Rien qu’en Suisse, environ 300 néomycètes ont été identifiés pour l’heure. Seuls quelques-uns d’entre eux ont un comportement invasif, mais ils peuvent menacer certaines espèces d’arbres et des organismes indigènes qui leur sont associés.


Pilze erfüllen wichtige Funktionen in der Natur und sind für intakte Ökosysteme unverzichtbar. In Symbiose mit Pflanzen (Mykorrhizapilze) fördern sie deren Wachstum und Gesundheit, als Zersetzer sorgen sie für das Recycling von Nährstoffen, und als Parasiten tragen sie zur natürlichen Regulierung des Pflanzenbestandes bei. Wenn Pilze jedoch ihr Verbreitungsgebiet dank der Verschleppung durch den Menschen ausweiten, kann das Gleichgewicht in einem Lebensraum des neu erschlossenen Gebiets empfindlich gestört werden. So führen die (eigentlich im Haushalt der Natur unverzichtbaren) Pilze am «falschen» Ort zu Problemen.
Mit der Zunahme des weltweiten Handels steigt auch die Anzahl der mitverschleppten Pilzarten (Neomyceten) stark an. Mittlerweile sind etwa 300 Neomyceten allein in der Schweiz bekannt, von denen bislang aber nur wenige als invasiv gelten. Diese invasiven Pilze – meist handelt es sich um Baumschädlinge – können aber für den Fortbestand gewisser Baumarten und die mit ihnen vergesellschafteten heimischen Organismen eine Gefahr darstellen. Ein solcher eingeschleppter invasiver Neomycet ist das ostasiatische Falsche Weisse Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus), der Erreger des Eschentriebsterbens. Der 2008 in der Schweiz erstmals festgestellte Pilz ist für die Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und alle mit ihr vergesellschafteten Organismen eine ernsthafte Bedrohung. Die Gemeine Esche könnte ein ähnliches Schicksal ereilen wie die heimischen Ulmenarten. Die Ulmenwelke wird ebenfalls durch invasive Neomyceten verursacht und hat in zwei grossen Krankheitswellen dazu geführt, dass ein Grossteil der Ulmen in Europa zugrunde ging. Ausfälle von solchen wichtigen Schlüsselarten können auch andere, von ihnen abhängige Organismen an den Rand des Aussterbens bringen und im Extremfall ganze Lebensräume destabilisieren.
Haben sich die invasiven Arten erst einmal angesiedelt, ist eine Bekämpfung schwierig oder gar unmöglich. Deshalb sollte die Einschleppung weiterer Neomyceten in die Schweiz verhindert werden, was eine verstärkte Kontrolle des Pflanzenhandels bedingt. Wird dennoch ein neuer Pilz eingeschleppt, ist die Früherkennung wichtig, da man einen räumlich eingeschränkten Befallsherd anfangs noch am ehesten bekämpfen kann. Besonders wichtige Akteure sind dabei die Förster, der Waldschutz Schweiz sowie Baumschulen und Gärtnereien, über die besonders viele Neomyceten eingeschleppt werden.

Quelle: WSL

Keywords:
Neomyceten, eingeschleppte Pilze, Baumschädlinge, Früherkennung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Brännhage J., Beenken L., Gross A. (2021): Eingeschleppte Pilze in der Schweiz. Merkblatt für die Praxis, 69, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL, 12 Seiten.


Zum Merkblatt

Kontaktadresse:
Dr. Andrin Gross
Eidg. Forschungsanstalt WSL
Biodiversität und Naturschutzbiologie
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
Andrin.gross@wsl.ch
Tel: +41 (0) 44 739 22 75


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