21.6.2005: Forschung CH
Mehr Ökoflächen = mehr Mäuse = mehr Greifvögel
J. Aschwanden
Wissenschaftler der Schweizerischen Vogelwarte Sempach konnten zeigen, dass die Kleinsäugerdichte in Buntbrachen und Säumen deutlich höher ist als in benachbarten, landwirtschaftlich genutzten Kulturen. Es zeigte sich aber, dass Waldohreulen und Turmfalken dieses grosse Nahrungsangebot wegen der hohen und dichten Vegetation nicht nutzen können. Vielmehr jagen sie auf frisch geschnittenen Wiesen, wobei sie Ökowiesen bevorzugen, die an Buntbrachen angrenzen. So profitieren sie indirekt vom höheren Angebot an Kleinsäugern auf den ökologischen Ausgleichsflächen.
Waldohreulen und Turmfalken ernähren sich in der Schweiz zu einem grossen Teil von Feldmäusen. Auf intensiv genutzten Landwirtschaftsflächen ist die Feldmaus aber selten geworden. Ökologische Ausgleichsflächen könnten deshalb neue, attraktive Jagdgebiete darstellen.
Die Untersuchung von fünf verschiedenen Nutzungstypen im Wauwiler Moos (Kanton Luzern) zeigte, dass die höchsten Kleinsäugerdichten in Buntbrachen und Krautsäumen auftreten. Auf Kunstwiesen und Extensivwiesen blieb die Kleinsäugerdichte tief. Entgegen den Erwartungen bevorzugten Waldohreulen und Turmfalken jedoch nicht diejenigen Flächen mit hohen Kleinsäugerdichten, sondern sie übten ihre Jagdaktivitäten vor allem auf frisch gemähten Kunst- und Extensivwiesen aus. Dies bedeutet, dass die Vegetationsstruktur und somit die Erreichbarkeit der Beute eine grössere Rolle spielen, als ein dichtes Mäusevorkommen. Die nächtlich jagenden Waldohreulen erzielten einzig auf frisch gemähten Flächen Jagderfolge und blieben in hohem Gras trotz zahlreicher Jagdversuche erfolglos. Der Jagderfolg der tagaktiven Turmfalken war dagegen von der Höhe der Vegetation unabhängig. Dies könnte eventuell auf die im Vergleich zu Waldohreulen unterschiedliche Körperform, Jagdtechnik und Wahrnehmungssensorik zurückzuführen sein. Eine differenziertere Betrachtung der bevorzugten Wiesen ergab, dass mit Vorliebe frisch gemähte Wiesen, die unmittelbar an eine Fläche mit hoher Kleinsäugerdichte angrenzen, bejagt werden. Vermutlich sind Kleinsäuger, welche ihre Deckung verlassen und Streifzüge ins offene Feld unternehmen, eine leichte Beute. Für die Jagd in den Sommermonaten haben Kleinsäuger in ökologischen Ausgleichsflächen für Waldohreulen und Turmfalken keine direkte Bedeutung. Indirekt besteht die Bedeutung der ökologischen Ausgleichsflächen aber darin, dass sie für Kleinsäuger Lebensräume bieten, in denen keine regelmässige landwirtschaftliche Bearbeitung stattfindet und somit positive Auswirkungen auf die Kleinsäugerdichten haben.
Keywords:
Waldohreule, Turmfalke, Kleinsäuger, ökologische Ausgleichsflächen
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Aschwanden, J. (2004): Bedeutung von Kleinsäugern in ökologischen Ausgleichsflächen als Nahrung für die Waldohreule Asio otus und den Turmfalken Falco tinnunculus im Wauwiler Moos (Kanton Luzern). Diplomarbeit, Schweizerische Vogelwarte Sempach und Zoologisches Institut der Universität Zürich.
http://www.vogelwarte.ch
Kontaktadresse:
Simon Birrer, Schweizerische Vogelwarte, CH-6204 Sempach
simon.birrer@vogelwarte.ch, roman.graf@vogelwarte.ch
Tel: +41 (0)41 462 97 00
Fax: +41 (0)41 462 97 10
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