24.8.2021: Forschung CH

Ex-situ-Erhaltung global gefährdeter Pflanzen in Gärten und Grünanlagen

Conservation ex-situ dans les jardins et les espaces verts de plantes menacées à travers le monde



Sascha A. Ismail et al.

Es gibt Pflanzenarten, die als Zierpflanzen in privaten und öffentlichen Grünanlagen verwendet werden und in ihrem Herkunftsgebiet auf der Roten Liste stehen. Dieses Potential solche Pflanzenarten auch ausserhalb von botanischen Gärten zu erhalten, sollte verstärkt genutzt werden.

Certaines espèces végétales sont utilisées pour l’ornement des espaces verts privés et publics et figurent en même temps sur la liste rouge dans leur région d’origine. Il faudrait renforcer l’utilisation du potentiel de conservation de telles espèces de plantes également en dehors des jardins botaniques.


(SIS) Weil der natürliche Lebensraum vieler gefährdeter Pflanzenarten rund um den Globus nicht gesichert ist, braucht es als Rückversicherung auch ex-situ Erhaltungskulturen. Diese gibt es praktisch nur in botanischen Gärten, die allerdings nur begrenzt Platz und MitarbeiterInnen zur Verfügung haben, um genügend grosse Populationen zu erhalten. Nur mit ausreichend grossen Populationen kann auch die genetische Vielfalt bewahrt werden, die für Wiederansiedlungen wichtig ist.

Um zu untersuchen, ob gefährdete Pflanzenarten auch in privaten Gärten und öffentlichen Grünanlagen erhalten werden können, wurde mit Hilfe globaler Datenbanken der Anteil bedrohter Pflanzenarten in Botanischen Gärten und im Handel für den Gartenbau verglichen. Von allen global bedrohten Pflanzenarten (n = 20‘723) befinden sich 66,1% (n=13‘694) in Ex-situ-Sammlungen botanischer Gärten. Im Gartenbau werden deutlich weniger aber immer noch ein erstaunlich hoher Anteil von 17% (n=3‘606) der global gefährdeten Pflanzenarten verwendet. Darunter sind viele bekannte Arten, z.B. die Rosskastanie, der Küstenmammutbaum, die Libanonzeder und der Ginkgo, aber auch weniger bekannte Arten wie die kaukasische Zelkove.
Auffallend ist, dass besonders viele gefährdete sukkulente Arten gehandelt werden, was auf viele SammlerInnen hindeutet. Der kommerzielle Handel mit solchen gefährdeten Arten ist oft ein Gefährdungsgrund, weil er die verbleibenden Populationen zusätzlich belasten kann. Wenn aber botanische Gärten mit Baumschulen, Stadt- und Staudengärtnereien ex-situ Erhaltungskulturen aufbauen würden, könnten sehr viel grössere Erhaltungskulturen aufgebaut werden. Zudem könnte so der Druck auf die wildlebenden Populationen reduziert werden. Idealerweise würde dies in den Ursprungsländern geschehen. Weil dafür die Zusammenarbeit mit botanischen Gärten extrem wichtig ist und weil diese zum Grossteil in Europa und Nordamerika liegen, sollten solche Erhaltungskulturen auch ausserhalb der Herkunftsgebiete aufgebaut werden. Da diese nicht-einheimischen Arten bereits im Gartenbau verwendet werden, entsteht kaum ein zusätzlicher Druck auf einheimische Ökosysteme. Zudem gibt es kaum Beispiele von gefährdeten Pflanzenarten die invasiv werden. Es gibt bereits einzelne Projekte, wo solche Erhaltungskulturen auf Privatgrundstücken und im öffentlichen Raum erfolgreich umgesetzt werden.

Der neue Ansatz mit einer Ex-situ Erhaltung im Gartenbau würde auch das Bewusstsein für den Naturschutz unter professionellen und privaten GärtnerInnen und PflanzensammlerInnen fördern.

Keywords:
Ex-situ Erhaltung, botanische Gärten, Rote Liste

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Ismail S. A., Pouteau R., van Kleunen M., Maurel N., Kueffer C. (2021): Horticultural plant use as a so‐far neglected pillar of ex situ conservation. Conservation Letters, e12825.

Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Dr. Sascha Ismail
Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT)
Forum Biodiversität Schweiz
Laupenstrasse 7
CH-3001 Bern
sascha.ismail@scnat.ch
Tel: +41 (0)31 306 93 42


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