24.8.2021: Forschung international
Schmetterlinge mögen das Stadtleben nicht
Les papillons n’aiment pas la vie en ville
Corey T. Callaghan, Diana E. Bowler, Henrique M. Pereira
Die sich weltweit stark ausbreitenden städtischen Lebensräume gefährden einen Grossteil der Schmetterlingsarten. Nur Generalisten, die grosse Temperaturschwankungen tolerieren und sich von vielen verschiedenen Pflanzen ernähren, profitieren von den menschlich geprägten Lebensräumen. Zur Erhaltung der Artenvielfalt sollten die Bedürfnisse von spezialisierten Schmetterlingsarten in der Städte- und Raumplanung berücksichtigt werden.
Les milieux urbains qui se développent rapidement dans le monde menacent la majeure partie des espèces de papillons. Seules les espèces généralistes qui tolèrent de grandes fluctuations de température et qui se nourrissent de nombreuses plantes différentes, profitent des habitats façonnés par l’homme. Afin de conserver la diversité des espèces, les besoins des espèces spécialisées de papillons doivent être prises en compte dans l’aménagement des villes et du territoire.
Die Veränderung von Lebensräumen, ist eine der wichtigsten Ursachen für den Rückgang der biologischen Vielfalt. Um herauszufinden, wie Schmetterlinge auf die zunehmende Urbanisierung (Ausdehnung des Siedlungsraums, Verdichtung nach innen, Versiegelung von Grünflächen) reagieren und welche Arten sich daran anpassen können, werteten Forschende über 900'000 Einträge zu 158 Schmetterlingsarten aus ganz Europa aus. Die Fundmeldungen wurden über GBIF (Global Biodiversity Information Facility) abgerufen, dem grössten frei zugänglichen Portal für Biodiversitätsdaten.
Die Angaben zur Verbreitung der Arten zeigten, dass die Mehrheit (79%) der europäischen Schmetterlingsarten die Städte meidet. 25 der 158 Arten kamen im städtischen Umfeld allerdings häufiger vor als in anderen Lebensräumen. Es zeigte sich auch, dass vor allem Generalisten sich gut an den städtischen Lebensraum anpassen können. Dabei handelt es sich um Arten, die sich von vielen verschiedenen Pflanzenarten ernähren und starke Temperaturschwankungen tolerieren können. Ausserdem war den Gewinnern gemein, dass sie grundsätzlich mehr Zeit des Jahres fliegen und sich mehrmals pro Jahr fortpflanzen. Spezialisierte Arten hingegen, die stark von einer bestimmten Pflanzenart oder Pflanzengemeinschaft oder von bestimmten klimatischen Bedingungen abhängen, dürften es künftig im städtischen Umfeld schwer haben.
Damit der Verlust der Artenvielfalt durch Urbanisierung aufgehalten werden kann, müssen die Bedürfnisse von spezialisierten Schmetterlingsarten in der Städte- und Raumplanung künftig vermehrt berücksichtigt werden. Es gilt sicherzustellen, dass ihre Nahrungspflanzen in genügendem Masse vorhanden sind.
Quelle: iDiv
Keywords:
Schmetterlinge, Urbanisierung, Siedlungsraum, GBIF
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Callaghan C.T., Bowler D.E., Pereira H.M., (2021): Thermal flexibility and a generalist life history promote urban affinity in butterflies. Global Change Biology 27, 3532-3546, doi: 10.1111/gcb.15670
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Corey Callaghan
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung iDiv
Puschstraße 4
D-04103 Leipzig
corey.callaghan@idiv.de
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