28.6.2021: Forschung CH
Immer weniger Ackermoose im Schweizer Mittelland
Toujours moins de mousses messicoles sur le Plateau suisse
Irene Bisang, Luc Lienhard und Ariel Bergamini
Im Schweizer Mittelland sind Stoppelfelder und damit die bevorzugten Lebensräume hochspezialisierter Ackermoose fast vollständig verschwunden. Die Bestände des Gelb- und des Acker-Hornmooses haben dadurch in den letzten 30 Jahren stark abgenommen. Um die Ackermoose im Schweizer Kulturland zu erhalten und zu fördern, schlagen Forschende unter anderem vor, ausgewählte Getreidestoppelfelder bis in den Herbst nicht zu bearbeiten und Biodiversitätsförderflächen zu schaffen, welche jünger als drei Jahre sind und spät gepflügt werden.
Sur le Plateau suisse, les champs de chaumes, et donc les habitats préférés des mousses messicoles hautement spécialisées, ont presque totalement disparu. Les populations d’anthocérote commune et de phéocéros de Caroline ont ainsi fortement diminué au cours des 30 dernières années. Afin de préserver et de promouvoir les mousses messicoles dans les terres agricoles en Suisse, les chercheurs proposent entre autres de ne pas travailler certains champs moissonnés de céréales jusqu’à l’automne, et de créer des surfaces de promotion de la biodiversité qui ont moins de trois ans et sont labourées tardivement.
Extensiv bewirtschaftete Äcker beherbergen oft zahlreiche charakteristische Begleitarten, die mit der regelmässigen Bewirtschaftung gut zurechtkommen. Die Blütenpflanzen dieser Begleitflora sind gut bekannt, und schweizweit werden vielfältige Fördermassnahmen zum Erhalt dieser Arten umgesetzt. Weniger bekannt ist, dass in Äckern auch spezialisierte Moose vorkommen können. In der Schweiz sind etwa 20 Moosarten auf offenerdige lückige Äcker angewiesen.
Im Rahmen von mehreren Forschungsprojekten wurde der Einfluss der landwirtschaftlichen Nutzung und des ökologischen Leistungsnachweises (ÖLN) auf die Ackermoose im Schweizer Mittelland untersucht. Während nahezu drei Jahrzehnten erhoben Forschende regelmässig die Vorkommen des Gelb- und des Acker-Hornmooses – zwei charakteristische, einjährige Vertreter der Ackermoose Mitteleuropas – in ausgewählten Äckern.
Nach einem schleichenden Rückgang im 20. Jahrhundert infolge der allgemeinen Intensivierung in der Landwirtschaft nahmen die Hornmoose in den letzten 30 Jahren weiter deutlich ab. Dies ist vor allem auf Bewirtschaftungsänderungen zurückzuführen: Getreidestoppelfelder, die monatelang unbearbeitet brach liegen und einer der wichtigsten Lebensräume für die Ackermoose darstellen, sind im Mittelland fast vollständig verschwunden. Weil aber nach der Ernte möglichst rasch entweder eine Winter- oder Zwischenfrucht angebaut wird, gibt es fast keine Stoppelfelder mehr. Diese Praxis wird von den seit 2005 geltenden Bodenschutzauflagen des ÖLN verlangt, um das Auswaschen von Stickstoff zu verhindern.
Trockene Sommer, wie man sie im Mittelland im Zuge der Klimaerwärmung vermehrt beobachtet, wirken sich ebenfalls negativ auf Ackermoospopulationen aus. Die Forschenden konnten zudem zeigen, dass in verschiedenen Biodiversitätsförderflächen (z.B. Ackersäume, Rotationsbrachen), die zur Förderung anderer Organismengruppen optimiert wurden, ebenfalls typische Ackermoose wachsen. Die Vielfalt von Ackermoosen nahm jedoch mit zunehmendem Alter der Flächen ab.
Um den weiteren Rückgang der Ackermoose aufzuhalten, sollten Anpassungen im ÖLN diskutiert werden. Als wirkungsvollste Massnahmen schlagen die Forschenden vor, ausgewählte Stoppelfelder bis mindestens spät im Herbst nicht zu bearbeiten bzw. weder zu pflügen noch mit Herbiziden zu behandeln. Zudem sollten auf der Ackerfläche vermehrt Biodiversitätsförderflächen entstehen, die weniger als drei Jahre alt und spät gepflügt werden. Die Forschenden erwarten, dass durch diese Massnahmen auch Wildblumen, Brutvögel und spezialisierte Insekten des Ackerlandes gefördert werden.
Quelle: Swedish Museum of Natural History und WSL
Keywords:
Ackermoose, Biodiversitätsförderflächen, Ackerbau, Ökologischer Leitungsnachweis, Stoppelfelder
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Bisang I., Lienhard L., Bergamini A. (2021): Three decades of field surveys reveal a decline of the arable bryophyte flora in the Swiss lowlands despite agri-environment schemes. Agriculture, Ecosystems & Environment. 313. 107325. doi.org/10.1016/j.agee.2021.107325
Bisang I., Bergamini A. (2020): Agricultural intensification, sustainable farming ̶̶̶and the fate of arable bryophytes in Switzerland. In: Hurford C., Wilson P., Storkey J. (eds): The changing status of arable habitats and species in Europe. Springer Nature, Cham, Switzerland. doi: 10.1007/978-3-030-59875-4_10. First online: 30 January 2021.
https://www.nrm.se/english/researchandcollections/botany/ourresearch/farmingeffectsonarablebryophytes.9008356.html
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Irene Bisang
Department of Botany
Swedish Museum of Natural History
Box 50007
SE 104 05 Stockholm
irene.bisang@nrm.se
Tel: +46 (0)8 5195 4130
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