11.5.2021: Forschung CH
Wissenschaft und Praxis nehmen die Bedeutung der Biodiversität für die Landwirtschaft unterschiedlich wahr
La science et la pratique perçoivent différemment l’importance de la biodiversité pour l’agriculture
Bea Maas et al.
Um negative Auswirkungen der Landwirtschaft auf Biodiversität und Ökosystemleistungen zu minimieren, braucht es eine biodiversitätsfreundliche Bewirtschaftung. Doch wissenschaftliche Ergebnisse hierzu werden nur selten in die landwirtschaftliche Praxis umgesetzt. Eine Befragung von Forschenden sowie Landwirten und Landwirtinnen in Deutschland und Österreich zeigt, dass dies vor allem darauf zurückzuführen ist, dass die Bedeutung der Biodiversität im Landwirtschaftsgebiet (z.B. die Bestäubung) unterschiedlich wahrgenommen wird. Die Autorinnen geben vier konkrete Handlungsempfehlungen, wie Wissen und Erfahrungen zwischen Agrarwissenschaft und Praxis effektiver ausgetauscht und genutzt werden können.
Afin de minimiser les effets négatifs de l’agriculture sur la biodiversité et les services écosystémiques, une gestion respectueuse de la biodiversité est nécessaire. Cependant, les résultats scientifiques à ce sujet ne sont que rarement mis en pratique en agriculture. Une enquête menée en Allemagne et en Autriche auprès de chercheurs et chercheuses et d’agriculteurs et agricultrices montre que la manière différente de percevoir l’importance de la biodiversité dans la zone agricole (par ex. la pollinisation) en est la principale cause. Les auteures proposent quatre recommandations concrètes sur la manière dont les connaissances et les expériences peuvent être utilisées et échangées plus efficacement entre la recherche et la pratique en agriculture.
Wissen aus der landwirtschaftlichen Forschung wird von der Praxis häufig nicht aufgegriffen. Doch was sind die Gründe? Um diese aufzudecken, wurden 209 LandwirtInnen und 98 UmweltwissenschaftlerInnen aus Deutschland und Österreich befragt, wie sie die landwirtschaftliche Biodiversität, Ökosystemleistungen und Managementmassnahmen einschätzen. In die Entwicklung der Umfrage wurden fachübergreifende Daten und Ansätze einbezogen, bei der Auswertung der Antworten auch demografische Faktoren berücksichtigt.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Wahrnehmungen sehr unterschiedlich sind. Forschende schätzen Biodiversität, Agrarumweltprogramme und Naturschutzmassnahmen als wichtiger für die landwirtschaftliche Produktion, die Widerstandsfähigkeit von Ökosystemen und die Nachhaltigkeit ein als LandwirtInnen. Für Forschende sind wissenschaftliche Informationen für landwirtschaftliche Entscheidungen relevant, während LandwirtInnen Informationsquellen der Regierung und des Agrarsektors höher gewichten. Unter den LandwirtInnen bewerteten Frauen, Personen mit höherer Bildung oder mit Bio-Betrieben Artenvielfalt und deren Schutz überdurchschnittlich hoch ein.
Diese unterschiedlichen Perspektiven von LandwirtInnen und WissenschaftlerInnen offenbaren entscheidende Wissens- und Kommunikationslücken zwischen landwirtschaftlicher Forschung und Praxis. Die Autorinnen geben daher vier konkrete Handlungsempfehlungen, wie Wissen und Erfahrungen zwischen Agrarwissenschaft und Praxis wirkungsvoller ausgetauscht und genutzt werden können: (1) Wissenschaftliche Informationen für die Praxis besser zugänglich machen, indem Bildungs- und Beratungsprogramme für LandwirtInnen gefördert und etabliert werden. (2) Zielgerichtete Konzepte für die landwirtschaftliche Forschung und Praxis entwickeln, die unterschiedliche Stakeholder-Perspektiven zu Gestaltung und Anwendung integrieren. (3) und (4) Unterstützung einer integrativen und inklusiven Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis durch die aktive Förderung fachübergreifender Kommunikation. Diese Bemühungen erfordern Partnerschaften und politisches Engagement auf höchster Ebene, um integrative Ansätze zentral in der Entwicklung nachhaltiger Landwirtschaft zu verankern.
Quelle: Agroscope
Keywords:
Landwirtschaft, Agrarforschung, Ökosystemleistungen, Umsetzung, Kommunikation
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Maas B. et al. (2021): Divergent farmer and scientist perceptions of agricultural biodiversity, ecosystem services and decision-making, Biological Conservation 256, 109065.
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Yvonne Fabian
Agrarlandschaft und Biodiversität
Agroscope Reckenholz
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
yvonne.fabian@ agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 481 93 66
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