11.5.2021: Forschung CH

Intensivierung von Bergheuwiesen beeinträchtigt Heuschreckenfauna

L’intensification sur les prairies de fauche en montagne nuit aux orthoptères



Jean-Yves Humbert, Sarah Delley und Raphaël Arlettaz

Die Intensivierung von Bergheuwiesen durch Gülleausbringung und Bewässerung wirkt sich negativ auf die Menge und die Vielfalt von Heuschrecken aus. Ursachen sind die höhere Vegetation und die Abkühlung der Umgebungstemperatur um mehrere Grad in 10 cm über dem Boden. Solche Veränderungen des Mikrohabitats und des Mikroklimas beeinflussen vermutlich auch viele andere Insektenarten.

L’intensification de l’exploitation des prairies de fauche en montagne, par épandage de lisier et irrigation, affecte négativement la quantité et la diversité des orthoptères. La cause en est la végétation plus haute et le refroidissement de la température ambiante de plusieurs degrés à 10 cm au-dessus du sol. De telles modifications du microhabitat et du microclimat influencent probablement également d’autres espèces d’insectes.


(SIS) Extensiv genutzte, artenreiche Bergheuwiesen werden einerseits durch die Nutzungsaufgabe und andererseits durch die landwirtschaftliche Intensivierung bedroht. Wie sich Bewässerung und Düngung auf die Heuschreckenfauna auswirken, wurde auf montanen und subalpinen Schweizer Wiesenstandorten experimentell untersucht (zwölf Standorte und sechs unterschiedliche Bewirtschaftungsintensitäten). Gemessen wurden die Veränderungen der Vegetationshöhe und der Umgebungstemperatur (in 10 cm Höhe über dem Boden).

Eine Intensivierung hatte einen negativen Einfluss auf die Kurzfühlerschrecken (Caelifera). In den am intensivsten bewirtschafteten Parzellen nahm die Dichte um bis zu 70% und der Artenreichtum um bis zu 50 % ab. Die Intensivierung führte zu einer deutlichen Zunahme der mittleren Vegetationshöhe und einer Abkühlung der Umgebungstemperatur um bis zu 4,2 °C. Solche Veränderungen des Mikrohabitats und des Mikroklimas wirken sich offenbar auf die Entwicklung von Kurzfühlerschrecken aus, insbesondere auf wärmeliebende Arten. Im Gegensatz dazu zeigten die Häufigkeit und der Artenreichtum der Langfühlerschrecken (Ensifera) keine signifikante Veränderung durch die experimentelle Intensivierung. Die Bewässerung allein hatte nur einen begrenzten Einfluss sowohl auf die Heuschrecken als auch auf das Mikroklima der Wiesen.

Keywords:
Heuschrecken, Landwirtschaft, Wiesen, Düngung, Bewässerung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Humbert J. Y., Delley S., Arlettaz R. (2021): Grassland intensification dramatically impacts grasshoppers: Experimental evidence for direct and indirect effects of fertilisation and irrigation. Agriculture, Ecosystems & Environment 314, 107412.
DOI: 10.1016/j.agee.2021.107412


Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Jean-Yves Humbert
University of Bern
Institute of Ecology and Evolution
Baltzerstrasse 6
CH-3012 Bern
jean-yves.humbert@iee.unibe.ch
Tel: +41 (0)31 631 31 73


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