19.2.2021: Forschung CH
Biodiversitätsförderflächen im Tessin weisen eine hohe Artenvielfalt auf
Grande diversité d’espèces dans les surfaces de promotion de la biodiversité au Tessin
Simone Ravetto Enri et al.
Ein Vergleich der Pflanzenarten von Biodiversitätsförderflächen (BFF) mit konventionell genutzten Flächen im Tessin hat gezeigt, dass der Artenreichtum und die funktionelle Vielfalt auf BFF deutlich höher sind. Über ein Drittel der Arten, die in den BFF gefunden wurden, waren Ziel- und Leitarten, die die Landwirtschaft erhalten und fördern will. Besonders auffallend dabei ist, dass auf konventionellen Wiesen und Weiden keine dieser Arten gefunden wurden.
Une comparaison des espèces végétales présentes sur des surfaces de promotion de la biodiversité (SPB) et des surfaces exploitées de manière conventionnelle du Tessin, a montré que la richesse en espèces et la diversité fonctionnelle sur les SPB sont nettement supérieures. Plus d’un tiers des espèces trouvées sur les SPB étaient des espèces cibles et indicatrices que l’agriculture veut préserver et promouvoir. Il faut noter en particulier qu’aucune de ces espèces n’ont été trouvées sur les prairies et pâturages conventionnels.
(SIS) Zur Förderung der Biodiversität im Kulturland müssen Landwirtschaftsbetriebe seit den 1990er-Jahren mindestens 7% ihrer Fläche als Biodiversitätsförderflächen (BFF) bewirtschaften, um Direktzahlungen zu erhalten. Auf diesen Flächen gibt es Einschränkungen bezüglich Düngung und Schnitt bzw. Weidetermin. Als Qualitätsindikatoren wurden im Rahmen der Umweltziele Landwirtschaft Ziel- und Leitarten definiert (sogenannte UZL-Arten), welche erhalten werden sollen.
Das nationale Monitoringprogramm ALL-EMA hat gezeigt, dass die ökologische Qualität der BFF besser ist als auf Flächen ohne Biodiversitätsbeiträgen. Auch andere Studien stellen einen positiven Effekt der BFF auf die Artenvielfalt einer Fläche und auf Landschaftsebene fest. Dazu gehört eine aktuelle Untersuchung aus dem Tessin. Dort wurden insgesamt 242 Vegetationserhebungen (64 in BFF und 178 in konventionell genutzten Flächen) auf 55 Betrieben durchgeführt. Dabei wurden die Unterschiede zwischen BFF und konventionellen Flächen in Bezug auf Pflanzenvielfalt, funktionelle Artengruppen, Vegetationstypen und UZL-Arten beurteilt (die Qualitätsstufen der BFF wurde in der Studie nicht ausgewiesen).
Gemäss der Studie beherbergen BFF eine deutlich höhere Pflanzenvielfalt. Sie befinden sich allerdings auch in steileren Gebieten, in höheren Lagen und zeichneten sich durch einen geringeren Bodennährstoffgehalt aus als konventionelle Flächen. Die auf den BFF nachgewiesenen Pflanzenarten gehörten einem breiteren Spektrum funktioneller Gruppen an; mehr als ein Drittel von ihnen sind UZL-Arten. Auf den konventionellen Flächen wurden keine UZL-Arten nachgewiesen. Somit bestätigten diese Ergebnisse den Beitrag der BFF für die Erhaltung der Biodiversität in den südlichen Schweizer Alpen.
Dennoch bestehen weiterhin Defizite bei den Biodiversitätsbeiträgen: So sind die OPAL-Zielwerte (Operationalisierung der Umweltziele Landwirtschaft) für Flächen mit UZL-Qualität mit Ausnahme des Sömmerungsgebiets in keiner Zone erreicht. Zudem gibt es nach wie vor viele Defizitregionen, auch im Tessin, und einige BFF-Typen, v.a. auf Ackerflächen, sind untervertreten.
Quelle: Agroscope
Keywords:
Landwirtschaft, Wiesen und Weiden, BFF, Pflanzenvielfalt, UZL-Arten
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Enri S.R., Nucera E., Lonati M., Alberto P.F., Probo M. (2020): The Biodiversity Promotion Areas: effectiveness of agricultural direct payments on plant diversity conservation in the semi-natural grasslands of the Southern Swiss Alps. Biodiversity and Conservation 29(14), 4155-4172. DOI: 10.1007/s10531-020-02069-4
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Massimiliano Probo
Agroscope
Route de Duillier 50
Case Postale 1012
CH-1260 Nyon 1
massimiliano.probo@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 483 60 18
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