7.4.2005: Forschung CH

Die Fragmentierung der Moore schädigt Pflanzenpopulationen nachhaltig




Matthias Diemer, Regula Billeter, Danny A.P. Hooftman, Karin Oetiker, Judit Lienert

Werden Kalkflachmoore nicht mehr gemäht, sind die Auswirkungen innert kurzer Zeit offensichtlich: Die Streuschicht wächst, und die Artenzahl geht stark zurück. Diese Veränderungen sind allerdings reversibel. Anders bei der Habitatfragmentierung: Die Zerstücklung der Kalkflachmoore führt zu Veränderungen in der Populationsstruktur der wichtigsten Arten, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.


Kalkflachmoore sind noch immer starken Nutzungsänderungen unterworfen, insbesondere der Nutzungsaufgabe und der Fragmentierung. Diese Studie untersuchte eine grosse Zahl von Flachmooren in der Ost- und Zentralschweiz. Sie zeigt, dass die Fragmentierung der Moore die Populationsstruktur, das Wachstum und die gentische Variabilität der wichtigen Arten Carex davalliana, Succisa pratensis und Swertia perennis stark verändert. Dies könnte langfristig zur Destabilisierung und sogar zum Verlust kleiner, isolierter Populationen führen. Auf bis zu 40-jährigen Brachen hingegen konnten weder bei Carex davalliana, Succisa pratensis noch bei Tofieldia calyculata irreversible Veränderungen im Wachstum oder der Populationsstruktur festgestellt werden. Die experimentelle Mahd von Bracheflächen bewirkte innerhalb von zwei Jahren eine Angleichung an dauerhaft gemähte Flächen. Somit sind die Auswirkungen der Nutzungsaufgabe zwar optisch stark sichbar, aber durchaus resersibel. Die Zerstückelung der Habitate hingegen ist unmittelbar kaum wahrnehmbar, könnte aber langfristig dramatische Folgen für kleine und isolierte Flachmoore haben.

Keywords:
Moorschutz, Habitatfragmentierung, Verbrachung, Nutzungsänderung

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Diemer M., Billeter R., Hooftman D.A.P., Oetiker K., Lienert J. (2005): Die langfristigen Auswirkungen von Nutzungsänderungen auf häufige Pflanzenarten montaner Kalkflachmoore in der Schweiz. Natur und Landschaft 80/2, 63-68

Kontaktadresse:
PD Dr. Matthias Diemer, Institut für Umweltwissenschaften, Universität Zürich, Winterthurerstrasse 190, CH-8057 Zürich
diemer@uwinst.unizh.ch
Tel: +41 (0)1 297 22 38


Zurück zur Liste