19.2.2021: Forschung international
Mehr Vernetzung und weniger überfahrene Tiere durch richtig platzierte Wildzäune
Plus de connectivité et moins d’animaux écrasés avec des clôtures bien placées
Ariel G. Spanowicz, Fernanda Zimmermann Teixeira, Jochen A. G. Jaeger
Wildzäune entlang von Strassen und Bahngleisen sind eine wirkungsvolle Massnahme, um Verkehrsunfälle mit Wildtieren zu reduzieren – falls sie auch tatsächlich dort gebaut werden, wo die Gefahren am grössten sind. Forschende haben nun ein Vorgehen entwickelt, um Ort und Länge von Zäunen so zu priorisieren, dass die Landschaftsvernetzung möglichst hoch ist und die Kollisionen möglichst tief ausfallen.
Des clôtures à gibier le long des routes et des voies de chemin de fer représentent une mesure efficace pour réduire les accidents de la circulation avec les animaux sauvages, si elles sont vraiment installées là où les dangers sont les plus grands. Des chercheurs ont désormais développé une marche à suivre visant à prioriser les sites et les longueurs des clôtures pour une connectivité paysagère la plus élevée possible et la réduction des collisions au niveau le plus bas possible.
(SIS) Die Einzäunung von Strassen, um Unfälle mit Wildtieren zu vermeiden, ist aufwändig, erschwert den Böschungsunterhalt und trägt zur Fragmentierung der Landschaft bei. In der Schweiz werden deshalb nur Nationalstrassen 1. und 2. Klasse vollständig eingezäunt, wobei diese Zäune auch dazu dienen, Wildtiere zu Wildtierpassagen zu leiten.
Für alle anderen Verkehrswege gilt es, bei Wildzäunen zwischen Sicherheit, Wildtiermortalität und Trennwirkung abzuwägen. Neuere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Zahl der getöteten Tiere auf Strassen und Bahnlinien in Europa weitaus höher ist als angenommen. Insbesondere die Wildtiermortalität auf Strassen kann für gewisse Arten und Populationen ein wesentlicher Gefährdungsfaktor sein. Forschende haben nun ein schrittweises Vorgehen entwickelt, um die Platzierung und Länge von Zäunen zu priorisieren.
Weil Tiere nicht überall Strassen überqueren, sind überfahrene Tiere nicht gleichmässig entlang von Strassen verteilt. Deshalb ist die Wirkung der Zaunlänge auf die Anzahl von Unfällen mit Wildtieren nicht linear. Davon ausgehend haben die Forschenden aufgezeigt, wie man aufgrund von kartierten überfahrenen Tieren die Platzierung von Wildzäunen schrittweise optimieren kann. Anhand von Daten einer Autobahn in Kanada und auf zwei Autobahnen in Brasilien definierten sie Abschnitte, wo besonders viele, durchschnittlich viele und besonders wenige Tiere überfahren wurden («Hotspots», «Warmspots» und «Coldspots»). Daraus leiteten sie ab, wie stark sich die Sterblichkeit durch die Einzäunung verschiedener Abschnitte reduzieren lässt.
Die Identifizierung von Hotspots hängt stark vom betrachteten Massstab in der Analyse ab. Auf der feinsten Skala (200 m) wurden mehr Hotspots identifiziert als auf der gröbsten Skala (z. B. 2000 m), wobei die benötigte Zaunlänge für die Verringerung der Sterblichkeit auf der feinen Skala kürzer war. Sich nur auf Hotspots feiner Skalen zu konzentrieren, würde viele kurze Zäune bedeuten, doch hätte dies in der Realität weniger Wirkung als theoretisch vorhergesagt, weil Tiere leicht um die Zäune herum gehen können. Das Einzäunen einiger langer Abschnitte würde die Anzahl der Todesfälle reduzieren. Allerdings würden längere Zäune einzelne kleinräumige Hotspots an anderen Stellen nicht berücksichtigen. Somit gibt es einen Zielkonflikt zwischen wenigen langen und vielen kurzen Zäunen.
Die Forschenden stellen den Zusammenhang zwischen der Verringerung der Kollisionen und der Gesamtlänge der Zäune in «Mortalitätsreduktionsgraphen» dar. Diese zeigen für verschiedene Skalen, wie lang die Zäune sein müssen, um die Mortalität von Wildtieren unter einen gewählten Zielwert zu bringen. Mit welcher Auflösung man diesen Ansatz verfolgt, hängt aber von den Zielarten ab. Bei Arten mit höherer Mobilität braucht es eine grobskalige Analyse und bei weniger mobilen Arten eine feinere Skala. Das entwickelte Vorgehen kann helfen, die Aufrechterhaltung der Landschaftsvernetzung und die Reduktion von Kollisionen mit Wildtieren aufeinander abzustimmen. Die Methode könnte auch für die Schweiz relevant sein, denn sie lässt sich auch für kleine Säugetiere und Amphibien anwenden.
Keywords:
Wildunfälle, Verkehr, Wildzäune
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Spanowicz A.G., Teixeira F.Z., Jaeger J.A. (2020): An adaptive plan for prioritizing road sections for fencing to reduce animal mortality. Conservation Biology 34 (5), 1210-1220.
https://conbio.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/cobi.13502
https://theconversation.com/wildlife-can-be-saved-from-becoming-roadkill-with-a-new-tool-that-finds-the-best-locations-for-fences-147153
Link zur Studie (beschränkter Zugang). Alternativ können Sie ein E-Mail an Ariel Spanowicz oder Jochen Jaeger senden, die Ihnen dann gerne das PDF zukommen lassen.
Kontaktadresse:
Ariel Spanowicz
Master-Studentin an der ETH Zürich
+41 (0)78 647 19 46
Dr. Jochen Jaeger
Department of Geography, Planning and Environment
Concordia University Montreal
1455 de Maisonneuve Blvd. West, Suite H1255
Montréal, QC, H3G 1M8, Canada
jochen.jaeger@concordia.ca
ariel.spanowicz@gmail.com
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