19.2.2021: weitere Publikationen

Bausteine für die Integration von Biodiversität in Musterbaureglemente

Composantes pour l’intégration de la biodiversité dans des règlement de constructions modèles



Christoph Küffer

Mit der Strategie Biodiversität Schweiz und ihrem Aktionsplan ist die Biodiversität im Siedlungsraum zu einer nationalen Priorität geworden. Neben der Förderung der Artenvielfallt sind ökologisch wertvolle Freiräume für die Lebensqualität und Gesundheit der Bewohner und Bewohnerinnen von zentraler Bedeutung. Eine neue Konzeptstudie stellt die planerischen Instrumente für die bessere Förderung der Natur im Siedlungsraum zusammen.

Avec la Stratégie Biodiversité Suisse et son plan d’action, La biodiversité des régions urbaines est devenue une priorité nationale. Outre la conservation de la biodiversité, les espaces verts de valeur du point de vue écologique sont essentiels pour la qualité de vie et la santé des habitants et des habitantes. Une nouvelle étude conceptuelle rassemble les instruments de planification pour une meilleure promotion de la nature dans les espaces urbains.


Gesunde Stadtnatur ist die Grundlage vieler Ökosystemleistungen, welche den Bewohnerinnen und Bewohnern direkt einen Nutzen bringen: Kühlere Temperaturen, Hochwasserschutz, Reinigung der Luft von Feinstaub, physische und psychische Gesundheit, Naturerlebnis und Naherholung. Dafür braucht es im Siedlungsraum neben der Förderung von seltenen Arten und Lebensräumen vor allem auch eine ökologisch gut funktionierende «Durchschnittsnatur» in der gesamten Landschaft. Ökologie im Siedlungsraum betrifft deshalb alle Akteure (z.B. Hausbesitzerin, Wohnungsmieter, Baubranche, Planung, Unterhalt).
Biodiversitätskonzepte und Sachplanungen auf kommunaler, kantonaler und Bundesebene legen die strategischen Ziele fest. In der Nutzungsplanung, Richtplanung und durch Normen werden minimale Standards für die Biodiversität verbindlich und ohne Ermessensspielraum eingefordert. Zudem fördern Anreizsysteme wie Labels freiwillige Initiativen von Privaten, Firmen und der öffentlichen Hand.
Im Rahmen einer Studie wurden 10 Planungsinstrumente und ihre Relevanz für die Biodiversität bearbeitet: Richtplanung, Rahmen- und Sondernutzungsplanung, Sachplanungen, Inventare, Leitbilder und Biodiversitätskonzepte, informelle Planungsinstrumente (wie Masterplan, Wettbewerbe, Studienaufträge und partizipative Prozesse), Mehrwertabgabe, Normen und Labels. Zusätzlich konnten 16 Typen von Fördermassnahmen zur Biodiversität im Siedlungsraum identifiziert werden. Einige Massnahmen sind aus dem klassischen Naturschutz bekannt: Artenförderung, Biotopschutz, ökologische Vernetzung, Förderung von naturnahen Gewässern und Wäldern, Bodenschutz und Umgang mit invasiven Arten. Siedlungstypische Themen sind zudem die Minimierung und der Rückbau von Versiegelungen, Sicherung von genügend grossen und ökologisch hochwertigen Naturflächen im gesamten Siedlungsraum, Förderung der Artenvielfalt auf Kleinstflächen wie Baumscheiben oder Tramschienen, Erhalt der Stadtbäume, Gebäudebegrünungen, Förderung von Tieren am und im Gebäude und die Reduktion von Lichtemissionen. Die Aus- und Weiterbildung sowie Sensibilisierung unterschiedlichster Akteure (z.B. Gartenbesitzer/innen, Mitglieder von Planungs- und Baukommissionen, Architektur, Unterhalt von Grünflächen) haben ebenfalls eine hohe Priorität, denn es fehlt an minimalem Wissen zu Ökologie und Biodiversität in den meisten relevanten Berufsfeldern.
Der Bericht ist ein wichtiger Schritt in Richtung von konkreten biodiversitätsfördernden Musterparagraphen in Baureglementen, an dem das BAFU gemeinsam mit Kantons- und Gemeindevertreter/innen arbeitet.

Quelle: Ostschweizer Fachhochschule

Keywords:
Stadtökologie, Siedlungsraum, Biodiversitätskonzepte, Sachplanungen, Baureglemente

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
ILF (2020): Konzeptstudie. Bausteine für die Integration von Biodiversität in Musterbaureglemente. Schlussbericht. Im Auftrag des Bundesamtes für Umwelt (BAFU), Bern. Schriftenreihe des Instituts für Landschaft und Freiraum. HSR Hochschule für Technik Rapperswil, Nr. 21. Rapperswil. 68 S.


Link zum Bericht

Kontaktadresse:
Christoph Küffer und Jasmin Joshi
OST Ostschweizer Fachhochschule
ILF Institut für Landschaft und Freiraum
Oberseestrasse 10
CH-8640 Rapperswil
christoph.kueffer@ost.ch
Tel: +41 (0) 58 257 47 22


Zurück zur Liste