19.2.2021: weitere Publikationen

Die deutschen Wissenschaftsakademien empfehlen dringende Massnahmen für die Biodiversität in Agrarlandschaften

Mesures urgentes pour la biodiversité dans les paysages agricoles demandées par les académies des sciences en Allemagne



Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften

In ihrer Stellungnahme «Biodiversität und Management von Agrarlandschaften» geben die deutschen Wissenschaftsakademien Empfehlungen in acht Handlungsfeldern. Der Schutz der Artenvielfalt bedarf eines gesamtgesellschaftlichen Wandels hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürworten daher eine systemische Herangehensweise mit vielfältigen Lösungsansätzen, die auch Synergien einbeziehen.

Dans leur prise de position « Biodiversität und Management von Agrarlandschaften » (Biodiversité et gestion des paysages agricoles), les académies des sciences en Allemagne formulent des recommandations dans huit domaines de compétence. La protection de la biodiversité nécessite une transition de la société dans son ensemble vers une agriculture durable. Les scientifiques préconisent donc une approche systémique avec des solutions diversifiées qui intègrent également les synergies.


Der beobachtete Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft wird durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren verursacht. Künftige Rahmenbedingungen sollten Landwirtinnen und Landwirte aktiv dabei unterstützen, biodiversitätsfreundlich zu wirtschaften. Durch eine Kombination vielfältiger Massnahmen könnte sich der Rückgang der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft nicht nur aufhalten lassen, sondern auch wieder umkehren.
In ihrer Stellungnahme «Biodiversität und Management von Agrarlandschaften» zeigen die deutschen Wissenschaftsakademien Handlungsoptionen in acht Bereichen auf:
1. Weiterentwicklung der Agrar- und Umweltpolitik auf europäischer und nationaler Ebene: Die Akademien empfehlen unter anderem eine engere Kopplung von Agrar- und Umweltpolitik. Subventionszahlungen an die Landwirtschaft sollten an erbrachte und messbare Ökosystemleistungen geknüpft werden.
2. Anpassung des Agrar- und Umweltrechts: Die Schaffung eines EU-Landwirtschaftsgesetzes würde die Umweltschutzvorschriften für die Betriebe rechtlich verankern und gleichzeitig Wettbewerbsverzerrung innerhalb der EU vermeiden.
3. Entwicklung von planungsbasierten, regional differenzierten und gemeinschaftlichen Ansätzen: Ziel solcher Anpassungen in der Landschaftsplanung wäre eine geänderte Landnutzung in enger Zusammenarbeit aller beteiligten Akteurinnen und Akteure.
4. Verantwortung der Gemeinden: Als sichtbare Vorreiter und Multiplikatoren sollten sich Gemeinden stärker dafür einsetzen, die biologische Vielfalt auf ihren Flächen zu erhalten, zu pflegen und zu erhöhen.
5. Einfluss durch Handel und Märkte: Produkte aus regionaler biodiversitätsfreundlicher Produktion sollten im Handel entsprechend gekennzeichnet werden. Zudem müssen Lebensmittelverluste verringert werden.
6. Unterstützung von landwirtschaftlichen Betrieben: Für landwirtschaftliche Betriebe muss eine biodiversitätsfreundliche Produktion wirtschaftlich attraktiv sein. Neben dem ökologischen Landbau sollten innovative Konzepte für den integrierten Anbau ausgebaut und kontinuierlich weiterentwickelt werden.
7. Veränderung der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Wertschätzung: Das Bewusstsein für die Bedeutung biologischer Vielfalt in der Agrarlandschaft sollte grundlegend gestärkt werden und muss sich auch in einem geänderten Konsumverhalten zeigen.
8. Ausbau von Monitoring und Forschung: Es braucht ein langfristiges, bundesweites und standardisiertes Monitoring sowie Forschung, um die Wirksamkeit der umgesetzten Massnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt zu überprüfen.

Quelle: Leopoldina

Keywords:
Landwirtschaft, Agrarpolitik, Subventionen, Ökosystemleistungen, Konsumverhalten

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Union der deutschen Akademien der Wissenschaften (2020): Biodiversität und Management von Agrarlandschaften – Umfassendes Handeln ist jetzt wichtig. Halle (Saale), 76 S.

http://interaktiv.leopoldina.org/artenvielfalt/

Link zur Stellungnahme

Kontaktadresse:
Dr. Christian Anton
Referent der Abteilung Wissenschaft – Politik – Gesellschaft
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
D-06108 Halle
christian.anton@leopoldina.org


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