11.12.2020: Forschung CH
Intensive Landnutzung stört Wechselwirkungen in Ökosystemen
L’utilisation intensive du territoire perturbe les interactions dans les écosystèmes
Maria Felipe-Lucia et al.
Eine hohe Nutzungsintensität in der Land- und Forstwirtschaft wirkt sich negativ auf die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen aus. Forschende haben nun ermittelt, wie verschiedene Intensitäten der Landnutzung die Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Ökosystemfunktionen und -leistungen beeinflussen. Die Erkenntnisse können als Frühwarnsignal dienen, um kritische Veränderungen in Ökosystemen rechtzeitig zu erkennen.
Une agriculture et une sylviculture intensives ont un effet négatif sur la diversité biologique et les écosystèmes. Des chercheurs ont établi comment différentes intensités d’utilisation du territoire influencent les interactions entre la biodiversité, les fonctions et les services des écosystèmes. Ces connaissances peuvent servir de signal d’alerte précoce afin de détecter à temps des modifications critiques dans les écosystèmes.
Ökosystemleistungen beruhen auf den komplexen Wechselwirkungen zwischen einer Vielzahl von Organismen. Sie sind für das menschliche Wohlbefinden von entscheidender Bedeutung. Durch den Verlust von biologischer Vielfalt und durch anthropogen verursachte Veränderungen in den Ökosystemen sind die Ökosystemleistungen zunehmend unter Druck. Bislang war allerdings nur sehr wenig darüber bekannt, wie die verschiedenen Intensitäten der Landnutzung die Wechselwirkungen zwischen Biodiversität, Ökosystemfunktionen und -leistungen beeinflussen.
Ein internationales Forschungskonsortium mit Berner Beteiligung hat nun Daten ausgewertet, die auf 300 Parzellen in Wiesen und Wäldern Deutschlands zur Landnutzungsintensität erhoben wurden. Die Studie zeigt, dass Land- und Forstwirtschaft mit geringer Intensität sowohl materielle Vorteile bieten als auch die biologische Vielfalt erhalten. Im Gegensatz dazu erhöht eine steigende Intensität zwar den materiellen Nutzen – allerdings auf Kosten der anderen Vorteile, die Menschen aus Ökosystemleistungen ziehen. Die Forschenden haben auch den Grad der Bewirtschaftungsintensität ermittelt, der das normale Funktionieren der Landschaft stört – also ab wann das Ökosystem stärker vom menschlichen Input als von seiner eigenen Regulierung abhängig wird. Der Ansatz der Forschenden kann daher als Frühwarnsignal dienen, um kritische Veränderungen in Ökosystemen rechtzeitig zu erkennen.
Gesunde Ökosysteme verfügen über eine grössere Artenzahl, was in der Regel zu verbesserten Ökosystemleistungen führt, die zum menschlichen Wohlbefinden beitragen. Eine Intensivierung führt jedoch zu einer Homogenisierung der Beziehungen zwischen Biodiversität und Ökosystemleistungen und zu einem System mit weniger starken Synergien, so die Forschenden. Ein multifunktionaler Landschaftsansatz könnte ein Schlüssel sein, um konfliktträchtige Landnutzungen zu lösen, eine breitere Palette von Ökosystemleistungen zu fördern und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu erhalten.
Quelle: Universität Bern
Keywords:
Intensive Landnutzung, Ökosysteme, Ökosystemleistungen, multifunktionaler Landschaftsansatz, Frühwarnsignal
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Felipe-Lucia M.R. et al. (2020): Land-use intensity alters networks between biodiversity, ecosystem functions, and services. Proceedings of the National Academy of Sciences PNAS. DOI: 10.1073/pnas.2016210117
https://www.unibe.ch/aktuell/medien/media_relations/medienmitteilungen/2020/medienmitteilungen_2020/intensive_landnutzung_stoert_wechselwirkungen_in_oekosystemen/index_ger.html
https://www.pnas.org/content/117/45/28140
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Eric Allan
Institut für Pflanzenwissenschaften
Universität Bern
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern
eric.allan@ips.unibe.ch
Tel: +41 (0)31 631 49 92
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