11.12.2020: Forschung CH
Einfluss der Verbuschung von Alpweiden auf die Biodiversität hängt von Dichte und Art der Sträucher ab
L’influence de l’embuissonnement des alpages sur la biodiversité dépend des espèces et de la densité d’arbustes
Tobias Zehnder et al.
Ob die Artenvielfalt von Alpweiden durch die Verbuschung steigt oder sinkt, hängt von der Art und der Dichte der Büsche ab. Beispielsweise fördern einzelne Legföhren die Biodiversität. Die weitverbreitete Grünerle dagegen sorgt für einen massiven Rückgang der Vielfalt. Um die Biodiversität der Schweizer Alpweiden zu erhalten, braucht es deshalb unter anderem gezielte Massnahmen gegen die Verbuschung durch die Grünerle.
Si la diversité spécifique des alpages augmente ou diminue de par l’embuissonnement, dépend des espèces et de la densité des arbustes. Par exemple, quelques pins couchés favorisent la biodiversité. Par contre, l’aulne vert largement répandu cause un recul massif de la diversité. Afin de conserver la biodiversité des pâturages alpins suisses, il faut donc entre autres des mesures ciblées contre l’embuissonnement par l’aulne vert.
Die Fläche der Schweizer Alpweiden ist in den vergangenen 25 Jahren um 5% kleiner geworden. Das entspricht der Fläche des Kantons Schaffhausen. Ein wesentlicher Grund ist die Verbuschung. Steile, steinige oder abgelegene Weideflächen werden mit weniger Tieren oder gar nicht mehr genutzt. Wo das grasende Vieh fehlt, können sich Büsche ausbreiten.
Ob die Verbuschung gut oder schlecht für die Biodiversität ist, war lange Zeit umstritten. Studien beobachteten mal eine höhere, mal eine tiefere Artenzahl auf den untersuchten Flächen. Mit einer neuen Studie quer durch den Schweizer Alpenbogen wurde nun Klarheit geschaffen: Basierend auf Vegetationsaufnahmen entlang von Transekten von offenem Weideland hin zu Gebüschwald zeigte sich, dass die Vielfalt an Pflanzenarten von der Art und der Dichte der Büsche abhängt.
Ein dichter Bewuchs mit Büschen senkt die Artenvielfalt im Vergleich zur offenen Weide deutlich. Allerdings können vereinzelte Büsche auf einer ansonsten offenen Weide den Lebensraum bereichern. Offenbar profitieren von einem Mosaik aus Büschen und Grasland viele weitere Arten wie die bedrohten Raufusshühner und viele Insektenarten.
Den positiven Effekt einzelner Sträucher fanden die Forscher allerdings nicht bei allen Buscharten: Wo die Grünerle aufkommt, nimmt die Biodiversität unmittelbar ab. Dank einer Symbiose mit Bakterien gewinnt die Grünerle Stickstoff aus der Luft und düngt damit den Boden. Der Effekt ist derselbe wie bei einer Gülle- oder Mineraldüngung: Die Artenvielfalt sinkt, weil einige wenige Pflanzenarten die anderen verdrängen. Dieses Wissen ist deshalb so wichtig, weil die Grünerle der mit Abstand häufigste Busch im Alpenraum ist. Eine gezielte Beweidung der verbuschten Flächen drängt die Grünerle zurück und lässt ein Mosaik mit artenreicher Vegetation entstehen.
Quelle: Agroscope
Keywords:
Alpweiden, Nutzungsaufgabe, Verbuschung, Grünerle
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Zehnder T. et al. (2020): Dominant shrub species are a strong predictor of plant species diversity along subalpine pasture-shrub transects. Alp Botany 130, 141156. DOI: 1007/s00035-020-00241-8
Link zur Studie (open access)
Kontaktadresse:
Manuel Schneider
Agroscope
Bergfutterbau
Reckenholzstrasse 191
CH-8046 Zürich
manuel.schneider@agroscope.admin.ch
Tel: +41 (0)58 468 75 98
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