11.12.2020: Forschung international

Es braucht ehrgeizige globale Biodiversitätsziele

Il faut des objectifs mondiaux ambitieux en matière de biodiversité



Sandra Diaz et al.

Die für 2020 gesetzten globalen Biodiversitätsziele werden bei Weitem nicht erreicht. Zurzeit ist die Staatengemeinschaft daran, neue Ziele für 2050 zu formulieren. Nun haben 39 Forschende aus der ganzen Welt die vorliegenden Zielentwürfe geprüft. Es hat sich gezeigt, dass für eine Trendwende ehrgeizige Ziele für unterschiedliche Aspekte der Biodiversität nötig sind. Auch diese führen aber nur dann zum Erfolg, wenn sie umfassend umgesetzt werden.

Les objectifs mondiaux pour 2020 en matière de biodiversité ne seront de loin pas atteints. La communauté internationale est actuellement en train de formuler de nouveaux objectifs pour 2050. 39 chercheurs du monde entier ont examiné la formulation actuelle de ces objectifs. Il apparaît que des objectifs ambitieux pour différents aspects de la biodiversité sont nécessaires pour renverser la tendance. Mais ceux-ci ne seront efficaces que s’ils sont mis en œuvre de manière globale.


Ein internationales Forschungsteam hat den Entwurf für die neuen Ziele der UN-Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) kritisch geprüft. Dabei wurde untersucht, welche Ziele wissenschaftlich abgestützt sind, wie sich diese Ziele gegenseitig verstärken oder abschwächen und wie sich Synergien erzielen lassen. Damit leisten die Forschenden einen wissenschaftlich fundierten Beitrag für die CBD-Verhandlungen.
Um sich erholen zu können, brauchen Ökosysteme, Arten und die genetische Vielfalt unterschiedliche Ziele. Diese Ziele müssen ambitioniert, aufeinander abgestimmt und erreichbar sein. Drei Bereiche sollten in den neuen Zielen der UN-Konvention über die biologische Vielfallt besonders berücksichtigt werden, so die Forschenden.
Erstens: Für Ökosysteme, Arten, Gene und die Ökosystemleistungen sind mehrere und unterschiedliche Ziele erforderlich, um sicherzustellen, dass keine Ebene der Biodiversität durch die Maschen fällt. Ein Ziel, das sich auf eine einzige Facette der Biodiversität stützt (wie das < 2°C-Ziel für das Klima) wäre riskant; ein Ziel, das zum Beispiel nur auf das Aussterben von Arten oder die Fläche der Ökosysteme fokussiert, würde der Komplexität des Problems nicht gerecht.
Zweitens: Da die einzelnen Teile der Natur miteinander verbunden sind und sich gegenseitig beeinflussen, müssen die Ziele ganzheitlich und nicht isoliert definiert und umgesetzt werden.
Drittens: Nur ein Höchstmass an Ambition sowohl bei der Festlegung jedes einzelnen Ziels als auch bei der integrierten Umsetzung aller Ziele ergibt eine realistische Chance, den rasant voranschreitenden Verlust an Arten, Genen und Lebensräumen bis 2050 abzuschwächen.
Die Studie liefert die wissenschaftliche Grundlage für die Unterscheidung zwischen niedrigen und hohen Ambitionen. Zu den ehrgeizigen Zielen sollten gehören: kein Nettoverlust «natürlicher» Ökosysteme; die gezielte Wiederherstellung von Ökosystemen sowohl in natürlichen als auch in vom Menschen genutzten Gebieten; eine Minimierung des Artenverlustes; die Erhaltung von 90 Prozent der genetischen Vielfalt und die Sicherung eines breiten Spektrums von Ökosystemleistungen.
Die Umsetzung dieser ambitionierten Ziele wird eine grosse globale Herausforderung sein. Aber nur so lassen sich riesige Probleme für die zukünftigen Generationen vermeiden.

Quelle: SCNAT und Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Keywords:
CBD, Globale Ziele, Synergien, Biodiversitätsverlust

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Díaz S. et al. (2020): Set ambitious goals for biodiversity and sustainability: Coordinated goals and holistic actions are critical. Science 370, 411-413. DOI: 10.1126/science.abe1530


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Kontaktadresse:
Dr. Eva Spehn
SCNAT
Forum Biodiversität Schweiz
Haus der Akademien
Postfach
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eva.spehn@scnat.ch
Tel: +41 (0) 31 306 93 42


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