11.12.2020: Forschung international

Artenreiche Pflanzengemeinschaften tragen zur natürlichen Schädlingsbekämpfung bei

Les communautés végétales riches en espèces contribuent à la lutte naturelle contre les ravageurs



Andrew D. Barnes et al.

Eine höhere Pflanzenvielfalt reduziert die negativen Auswirkungen pflanzenfressender Insekten in Wiesen, weil die spezifischen Futterpflanzen seltener sind und die natürlichen Fressfeinde der Schadinsekten gefördert werden. Das bedeutet, dass die Erhaltung der Pflanzenvielfalt entscheidend für die Aufrechterhaltung von Nahrungsnetzen ist, die eine natürliche Schädlingskontrolle bieten können.

Une diversité végétale plus élevée réduit les impacts négatifs des insectes phytophages nuisibles dans les prairies, parce que ces insectes y trouvent moins de plantes fourragères spécifiques et que leurs prédateurs naturels sont favorisés. En d’autres termes, la préservation de la diversité végétale est décisive pour le maintien des réseaux trophiques qui peuvent fournir un contrôle naturel des ravageurs.


Ist es möglich, die Biodiversität so zu gestalten, dass bestimmte Ökosystemleistungen, wie beispielsweise die natürliche Schädlingskontrolle, gezielt gefördert werden? Ein internationales Team von Forschenden ist dieser Frage nachgegangen und hat untersucht, ob und wie eine erhöhte pflanzliche Vielfalt die negativen Auswirkungen von Pflanzenschädlingen vermindern kann. Dazu nutzten sie zwei Langzeitexperimente, die sich der Untersuchung der biologischen Vielfalt in Grasland-Ökosystemen widmen: das Jena Experiment in Thüringen und das Cedar Creek Biodiversity Experiment in Minnesota (USA). Zwei Jahre lang sammelten die Forschenden Daten und gewannen so Einblicke in die Struktur von Nahrungsnetzen in Monokulturen und artenreichen Wiesen.
Die Forschenden fanden heraus, dass Pflanzen in artenreichen Gemeinschaften deutlich weniger Biomasse an pflanzenfressende Insekten verlieren. In Wiesen mit hoher Pflanzenvielfalt waren die Frassmengen um 44 % geringer als in Monokulturen. Dahinter verbirgt sich ein einfacher ökologischer Mechanismus: Auf Flächen mit einer höheren Pflanzenvielfalt ist es weniger wahrscheinlich, dass pflanzenfressende Insekten ihre jeweilige Lieblingspflanze antreffen – was es auch weniger wahrscheinlich macht, dass sie auf diesen artenreichen Flächen bleiben bzw. in grossen Mengen vorkommen. Darüber hinaus zeigten frühere Untersuchungen, dass die Pflanzen in Gemeinschaften mit einer höheren Artenvielfalt über weniger Gewebeproteine (Stickstoff) verfügen, was sie für Insekten weniger nahrhaft macht.
Zwar war in artenreichen Wiesen die Gesamtbiomasse der Pflanzenfresser höher, im Vergleich zu Monokulturen steigerte sich hier allerdings auch die Biomasse ihrer Fressfeinde und deren Frassmenge – und zwar überproportional. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass die natürlichen Feinde vieler Pflanzenschädlinge, meist Gliederfüsser wie Spinnen, Käfer und Wespen, in der komplexeren Umgebung artenreicher Flächen besser vor anderen Räubern wie Vögeln oder kleinen Säugetieren geschützt sind. Insgesamt hat eine hohe pflanzliche Vielfalt also mehrere Vorteile für den Pflanzenschutz.

Quelle: Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)

Keywords:
Agroökologie, Nahrungsnetze, Nützlinge

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Barnes A.D. et al. (2020): Biodiversity enhances the multitrophic control of arthropod herbivory. Science Advances 6(45). DOI: 10.1126/sciadv.abb6603

Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer
Forschungsgruppe Experimentelle Interaktionsökologie
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Universität Leipzig
Puschstr. 4
04103 Leipzig
nico.eisenhauer@idiv.de
Tel: +49 (0)341 9733167


Zurück zur Liste