11.12.2020: Forschung international

Die ökologische Wirkung von Zäunen wird unterschätzt

Effet écologique des clôtures sous-estimé



Alex McInturff et al.

Wo Menschen leben, werden Zäune gebaut. Erstaunlicherweise wird die ökologische Wirkung dieser Barrieren nur selten untersucht. Nun zeigt sich, dass die negativen Wirkungen von Zäunen unterschätzt werden. Durch die intelligente Ausgestaltung und Platzierung der Zäune lassen sich aber die ungewollten Wirkungen minimieren.

Là où vivent les hommes, des clôtures sont construites. Curieusement, l’effet écologique de ces barrières n’est que rarement étudié. Il apparaît maintenant que les effets négatifs des clôtures sont sous-estimés. Toutefois, les impacts non voulus peuvent être minimisés moyennant une conception et un placement intelligents des clôtures.


Die Gesamtlänge aller weltweit errichteten Zäune übersteigt diejenige von Strassen deutlich. Trotz ihrer Allgegenwart werden die ökologischen Wirkungen von Zäunen erstaunlich selten untersucht. In einer kürzlich erschienen Forschungsarbeit wird der aktuelle Forschungsstand zu Zäunen zusammengefasst. Diese Literaturstudie wurde mit einer satellitenbasierten Fallstudie in den westlichen Vereinigten Staaten ergänzt.
Die ökologische Wirkung von Zäunen kann nur schwer gegen andere Einflussfaktoren abgegrenzt werden, was wohl mit ein Grund dafür ist, weshalb es wenig Forschung darüber gibt. Hinzu kommt, dass eine allgemein gültige Definition fehlt, was ein Zaun eigentlich ist. Zum Beispiel kann je nach Definition auch eine Mauer ein Zaun sein. In dieser Studie war die Machart der Zäune kein Auswahlkriterium und alle Zäune in den berücksichtigten Studien wurden aufgrund von ihrem Zweck klassifiziert (z.B. Naturschutz, Nutztierhaltung, Experiment, Schädlingsabwehr, Grundstücksgrenze, politische Grenze). Neben dem Zweck und somit seiner Gestalt hängt die Wirkung eines Zaunes aber auch sehr stark von seinem Unterhalt und seiner Unversehrtheit ab, was über grosse Gebiete nur mit sehr hohem Aufwand zu untersuchen ist.
Klar ist aber, dass die bewegungseinschränkenden Wirkungen von Zäunen tiefgreifende Folgen für die Ökosysteme haben. Populationen werden räumlich getrennt, und die Zusammensetzung der Lebensgemeinschaften verändert sich, wenn Arten in bestimmten Gebieten nicht mehr überleben können. Arten reagieren dabei unterschiedlich auf Zäune. Generalisten, die an Störungen angepasst sind, kommen mit den Barrieren besser zurecht als Arten, die z.B. wichtige Ressourcen nicht mehr erreichen können.
Trotz der eindeutigen Auswirkungen von Zäunen auf einige Arten bleiben viele Wechselwirkungen unerforscht, wobei es wahrscheinlich noch einige Überraschungen gibt. So beschreiben die Autoren zum Beispiel einen australischen Schutzzaun, der zum Schutz eines Naturschutzgebietes errichtet wurde. Obwohl der Zaun seine beabsichtigte Funktion gut erfüllt, hat er unbeabsichtigte negative Folgen für die Schildkröten ausserhalb des Naturschutzgebietes. Der Zaun isoliert Populationen und führt zu erhöhter Sterblichkeit. Solche Auswirkungen von Zäunen auf Nicht-Zielorganismen werden aber nur selten untersucht. Das Wissen welche Art von Zäunen welche ökologischen Auswirkungen haben, würde helfen die Struktur und die Platzierung von Zäunen sowie Lücken besser zu planen. Die Studie liefert dafür eine Typologie von 38 möglichen ökologischen Wirkungen von Zäunen, die man bei der Ausgestaltung von Zäunen berücksichtigen kann.
Die Forschenden gehen davon aus, dass langfristig eine Politik, die den Bau von Zäunen reguliert oder die Entfernung von unnötigen Zäunen fördert, nötig ist, um die rasch zunehmenden ökologischen Auswirkungen dieser Barrieren zu begrenzen.

Quelle: EurekAllert

Keywords:
Fragmentierung, Vernetzung, Zäune

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
McInturff A. et al. (2020): Fence Ecology: Frameworks for Understanding the Ecological Effects of Fences. BioScience 70(11), 971-985. DOI:10.1093/biosci/biaa103


Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Alex McInturff
Bren 4026,
University of California
Santa Barbara
California 93106-4160
USA
amcinturff@ucsb.edu


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