11.12.2020: IPBES

IPBES Bericht zu Pandemien: Es braucht einen schonenden Umgang mit der Natur

Rapport IPBES sur les pandémies : nécessité de traiter la nature avec respect



Der Biodiversitätsrat IPBES warnt vor weiteren Infektionskrankheiten, wenn die Ausbeutung und Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen wie bisher weitergehen. Ein Workshopbericht, an dem 22 WissenschafterInnen aus der ganzen Welt beteiligt waren, nennt Massnahmen, die ein «Zeitalter der Pandemien» verhindern könnten.

Le conseil pour la biodiversité IPBES met en garde contre d’autres maladies infectieuses si l’exploitation et la détérioration des ressources naturelles continuent comme jusqu’à présent. Un rapport de workshop, auquel 22 scientifiques du monde entier ont participé, propose des mesures qui pourraient éviter une « ère des pandémies ».


Der neue IPBES-Bericht über Biodiversität und Pandemien warnt deutlich: Künftige Pandemien werden häufiger auftreten, sich schneller ausbreiten, der Weltwirtschaft mehr Schaden zufügen und mehr Menschen töten als COVID-19, wenn es nicht zu einer grundlegenden Veränderung in unserem Umgang mit der Natur und mit Infektionskrankheiten kommt. Das interdisziplinäre Expertenteam hat den Kenntnisstand über Krankheitserreger tierischen Ursprungs, sogenannte Zoonosen, zusammengetragen und ihre Ausbreitungsmuster analysiert. So ist COVID-19 mindestens die sechste globale Gesundheitspandemie seit der Spanischen Grippe-Pandemie von 1918. Es wird geschätzt, dass weitere 1,7 Millionen derzeit «unentdeckte» Viren in Säugetieren und Vögeln vorkommen. Von diesen könnten bis zu 827’000 die Fähigkeit haben, Menschen zu infizieren.
Es sind dieselben menschlichen Aktivitäten, die den Klimawandel und den Verlust der biologischen Vielfalt verursachen, welche auch das Pandemierisiko verschärfen. Veränderungen in der Landnutzung, die Ausweitung und Intensivierung der Landwirtschaft und ein nicht-nachhaltiger Handel und Konsum beeinträchtigen den Naturhaushalt und erhöhen den Kontakt zwischen Wildtieren, Vieh, Krankheitserregern und Menschen. Dies ist der Weg zu Pandemien.
Das Risiko zukünftiger Pandemien kann erheblich verringert werden, wenn die menschlichen Aktivitäten, die den Verlust der biologischen Vielfalt vorantreiben, reduziert werden. Benötigt werden unter anderem nachhaltige Landwirtschaftssysteme, veränderte Konsumgewohnheiten, mehr Schutzgebiete und ein allgemein besserer Schutz der biologischen Vielfalt, vor allem in den Tropen. Zurzeit verlässt sich die Menschheit auf Versuche, Krankheiten einzudämmen und zu kontrollieren, nachdem sie ausgebrochen sind (durch Impfstoffe und Therapeutika). Um einer Ära der Pandemien zu entkommen, wäre es viel sinnvoller, sich neben der Reaktion viel stärker auf die Prävention zu konzentrieren. Der Bericht bietet eine Reihe von politischen Handlungsmöglichkeiten, die dazu beitragen würden, das Pandemierisiko zu reduzieren und zu bekämpfen. Dazu gehören die Einrichtung eines Internationalen Rates zur Pandemieprävention analog zu Weltklima- und Weltbiodiversitätsrat und eine Veränderung der Produktions- und Konsumgewohnheiten.

Quelle: IPBES, Der Bund

Keywords:
IPBES, Pandemien, Landnutzung, Landwirtschaft, Konsum

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
IPBES (2020): Workshop Report on Biodiversity and Pandemics of the Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services. Daszak P. et al. IPBES secretariat, Bonn, Germany. DOI:10.5281/zenodo.4147317.

https://www.ipbes.net/pandemics
https://derbund.ch/das-risiko-neuer-pandemien-laesst-sich-minimieren-396802521086

PDF-Link

Kontaktadresse:
Dr. Eva Spehn
Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT)
Forum Biodiversität Schweiz
Laupenstrasse 7
CH-3001 Bern
eva.spehn@scnat.ch
Tel: +41 (0)31 306 93 42


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