6.11.2020: Forschung international
Artenverlust beeinträchtigt die Lebensgrundlagen des Menschen
La perte d’espèces porte atteinte aux moyens d’existences des êtres humains
Diverse Autorinnen und Autoren
Der aktuelle Artenverlust wirkt sich direkt auf das Leben der Menschen aus. Betroffen sind unter anderem Ernährung, Wasserversorgung, Baustoffe und Energieträger. Dies belegt das Jena Experiment, eines der grössten Experimente zur Biodiversität. Neue Daten belegen, dass sich Ökosystemfunktionen nicht allein anhand der Eigenschaften der Pflanzen vorhersagen lassen, sondern dass vielmehr die gesamte Komplexität der biotischen und abiotischen Interaktionen berücksichtigt werden muss.
La disparition actuelle des espèces a une influence directe sur la vie des êtres humains. Sont touchés entre autres l’alimentation, l’approvisionnement en eau, les matériaux de construction et les sources d’énergie. C’est ce que montre l’expérience Jena, l’une des plus grandes expériences sur la biodiversité. De nouvelles données prouvent qu’on ne peut pas prédire les fonctions des écosystèmes uniquement en fonction des propriétés des plantes, mais que l’ensemble de la complexité des interactions biotiques et abiotiques doivent bien être prises en compte.
Die Biodiversität auf der Erde gewährleistet die Lebensgrundlagen aller Lebewesen und damit auch der Menschen. Denn von der Biodiversität hängen fundamentale Prozesse wie das Pflanzenwachstum und die Stabilität von Stoffkreisläufen ab. Die biologische Vielfalt nimmt aber weltweit kontinuierlich ab. Dieser Verlust hat mittlerweile ein besorgniserregendes Ausmass erreicht. Deshalb befassen sich zahlreiche wissenschaftliche Studien und Experimente mit der Bedeutung der Biodiversität für das Funktionieren von Ökosystemen und ihrem Nutzen für den Menschen.
Eines der grössten und am längsten laufenden Projekte zur Biodiversität ist das Jena Experiment. Die Arbeiten belegen, dass der aktuelle Artenverlust direkte Konsequenzen für die Menschheit hat. Denn dadurch brechen scheinbar selbstverständliche Beiträge der Natur für uns Menschen weg. Dazu gehört die Produktion von Biomasse für Nahrungsmittel, Textilien, Baustoffe und Energieträger sowie die Wasser- und Nährstoffkreisläufe. Deren Veränderung habe schwerwiegende Folgen wie Hochwasser, Dürre oder Grundwasserkontamination.
In einer Serie von drei Publikationen in der Zeitschrift Nature Ecology & Evolution hat das Jena Konsortium zwischen 2018 und 2020 wichtige Ergebnisse publiziert: Je mehr Ökosystemfunktionen (z.B. ein geschlossener Nährstoffkreislauf) und daraus resultierende Ökosystemleistungen (z.B. Biomasseproduktion) erreicht werden sollen, desto mehr Pflanzenarten bräuchte man, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Forschenden fand ausserdem heraus, dass die Ergebnisse der Experimente, in denen Pflanzenartenmischungen in der Regel zufällig zusammengesetzt wurden, beständig sind und sich auf die reale Welt übertragen lassen. In einer dritten Publikation kommt das Jena Experiment zu dem Schluss, dass sich Ökosystemfunktionen und -leistungen nicht allein aus den Eigenschaften der Pflanzen vorhersagen lassen. Vielmehr ist die gesamte Komplexität der biotischen und abiotischen Interaktionen eines Ökosystems zu berücksichtigen, das heisst alle Wechselwirkungen in der belebten und der unbelebten Natur.
Quelle: Karlsruher Institut für Technologie
Keywords:
Artenverlust, Ökosysteme, Ökosystemleistungen, Wechselwirkungen, Natur
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Meyer S.T. et al. (2018): Biodiversity-multifunctionality relationships depend on identity and number of measured functions. Nat Ecol Evol 2, 44-49, online veröffentlicht am 27.11.2017, DOI: 10.1038/s41559-017-0391-4
Jochum M. et al. (2020): The results of biodiversity-ecosystem functioning experiments are realistic. Nat Ecol Evol, online veröffentlicht am 24.08.2020, DOI: 10.1038/s41559-020-1280-9
van der Plas F. et al. (2020): Plant traits alone are poor predictors of ecosystem properties and long-term ecosystem functioning. Nat Ecol Evol, online veröffentlicht am 05.10.2020, DOI: 10.1038/s41559-020-01316-9
https://www.nature.com/articles/s41559-017-0391-4
https://www.nature.com/articles/s41559-020-1280-9
https://www.nature.com/articles/s41559-020-01316-9
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Markus Fischer
Universität Bern
Institut für Pflanzenwissenschaften
Altenbergrain 21
CH-3013 Bern
Markus.Fischer@ips.unibe.ch
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