6.11.2020: Forschung CH

Erstaunliche Vielfalt von bodenbewohnenden Wirbellosen in Hausgärten

Étonnante diversité d’invertébrés du sol vivant dans les jardins



Brigitte Braschler et al.

Bestandsaufnahmen von Schnecken, Spinnen, Tausendfüsslern, Asseln, Ameisen und Laufkäfern in 35 Gärten in Basel haben eine beachtliche Vielfalt offengelegt. Die Artengemeinschaften unterscheiden sich zwischen den einzelnen Gärten stark – ein Grund für die insgesamt hohe Biodiversität. Allerdings zeigte sich, dass sowohl der Artenreichtum als auch die Anzahl Individuen mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum steigen.

Des recensements d’escargots, d’araignées, de mille-pattes, de cloportes, de fourmis et de carabes dans 35 jardins familiaux à Bâle ont révélé une diversité impressionnante. Les biocénoses sont très différentes d’un jardin à l’autre, ce qui explique en partie la richesse de la biodiversité totale. De plus, les résultats montrent qu’autant la richesse spécifique que le nombre d’individus augmentent avec la distance au centre-ville.


(SIS) Private Hausgärten stellen einen bedeutenden Anteil der gesamten Grünfläche im Siedlungsraum. Bisherige Untersuchungen ihrer biologischen Vielfalt fokussierten hauptsächlich auf Pflanzen, fliegende wirbellose Tiere wie Bienen und Schmetterlinge sowie Vögel. Eine neue Studie konzentrierte sich auf die weniger mobilen, bodenbewohnenden wirbellosen Tiere. Dabei wurde in der Region Basel der Einfluss lokaler Garten- und Landschaftsmerkmale auf den Artenreichtum und die Häufigkeit von Schnecken, Spinnen, Tausendfüsslern, Asseln, Ameisen und Laufkäfern untersucht. Entlang eines Gradienten von ländlich zu urban haben die Forschenden die Vielfalt der bodenbewohnenden wirbellosen Tiere in 35 Hausgärten möglichst vollständig erfasst.
Die untersuchten Gärten weisen einen beeindruckenden Artenreichtum auf: 39 Schnecken-, 52 Spinnen-, 22 Tausendfüssler-, 10 Assel-, 29 Ameisen-, 26 Laufkäfer- und 87 Kurzflüglerarten wurden erfasst. In den untersuchten Gärten fanden sich im Durchschnitt über die verschiedenen Artengruppen hinweg fast 14% der in der Schweiz bekannten Arten. Dieser mittlere Anteil reichte von 5% bei Laufkäfern bis zu 23% bei Asseln. Die insgesamt hohe Biodiversität ist das Ergebnis unterschiedlicher Artenzusammensetzungen in den verschiedenen Gärten. Die meisten Arten dieser Gruppen sind offenbar in der Lage, ihren gesamten Lebenszyklus in einem einzigen Garten zu absolvieren.
Die Analyse der Daten zeigte zudem, dass mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum der Artenreichtum und die Anzahl an Individuen zunimmt. Lokale Gartenmerkmale (z.B. Gesamtgartenfläche, Grünlandanteil, Anteil der Strauch- und Baumbedeckung, einheimische Pflanzenarten und die Durchlässigkeit der Gartengrenze, prozentuale Länge der undurchlässigen Gartengrenze, Index der durchlässigen Gartengrenze) waren wichtig für die Vielfalt an Schnecken- und Ameisenarten sowie für die Häufigkeit von Spinnen, Tausendfüsslern und Laufkäfern. Hausgärten stellen insgesamt einen wichtigen Teil der ökologischen Infrastruktur dar und sind wichtige Elemente zur Erhaltung der regionalen Artenvielfalt.

Keywords:
Bodenorganismen, Wirbellose, Gärten, Siedlungsökologie, Artenvielfalt

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Braschler B. et al. (2020): Ground-dwelling invertebrate diversity in domestic gardens along a rural-urban gradient: Landscape characteristics are more important than garden characteristics. PloS one 15(10), e0240061.

Link zur Studie (open access):

Kontaktadresse:
Brigitte Braschler
Institut für Natur-, Landschafts- und Umweltschutz (NLU)
St. Johanns-Vorstadt 10
CH-4056 Basel
brigitte.braschler@unibas.ch
Tel: +41 (0)61 207 08 56


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