30.9.2020: Forschung CH

Die Vogelwelt der Schweizer Alpen verliert an Vielfalt

L’avifaune des Alpes suisses perd en diversité



Vicente García-Navas et al.

In den Schweizer Alpen hat die biologische Vielfalt von Vögeln in den letzten 20 Jahren immer mehr abgenommen. Die Vogelgemeinschaften in den verschiedenen Höhenstufen gleichen sich immer mehr an und decken auch weniger ökologische Funktionen ab. Diese Entwicklung hängt wahrscheinlich mit der Klimaerwärmung und Änderungen in der Landnutzung zusammen.

La diversité biologique des oiseaux a de plus en plus diminué dans les Alpes suisses ces 20 dernières années. Non seulement les communautés aviennes s’uniformisent toujours plus aux différentes altitudes, mais elles remplissent aussi moins de fonctions écologiques. Cette évolution est probablement liée au réchauffement climatique et aux changements de l’utilisation des sols.


Ökologen gehen davon aus, dass der globale Klimawandel einen besonders starken Effekt auf Tiere und Pflanzen hat, die im Gebirge leben. Erwartet werden Veränderungen in der Verteilung, Häufigkeit und Interaktion der Arten.
Daten, die über die letzten 20 Jahre von freiwilligen Ornithologinnen und Ornithologen gesammelt wurden, decken mehrere negative Trends auf. So durchlaufen die Vogelgemeinschaften der Schweizer Alpen über die verschiedenen Höhenzonen betrachtet einen Prozess der biotischen Homogenisierung, das heisst, sie gleichen sich einander immer mehr an und verlieren damit an biologischer Vielfalt.
Weil nicht alle Arten eine gleich wichtige Rolle im Ökosystem spielen, haben die Forschenden auch die funktionelle Vielfalt betrachtet. So sind zum Beispiel einige Spechtarten besonders wichtig für ein Ökosystem, weil nur sie Baumhöhlen machen können, die auch von anderen Vögeln und kleinen Säugetieren als Nistplatz und Versteck benötigt werden. Um diese funktionelle Vielfalt der Vogelgemeinschaften zu messen, trugen die Forschenden für jede Vogelart hundert verschiedene Merkmale zu Körperbau, Ernährung, Lebensraum und vielem mehr zusammen. So konnten sie die Vielfalt an Funktionen in den verschiedenen Vogelgemeinschaften entlang des Höhengradienten bestimmen und ermitteln, wie sich das Bild im Laufe der letzten zwei Jahrzehnte gewandelt hat. Die Auswertung zeigt, dass die funktionelle Vielfalt der Gemeinschaften über der Waldgrenze in den letzten Jahren abgenommen hat. Als Ursache vermuten die Forschenden einen doppelten Effekt: einerseits des Klimawandels, andererseits der Aufgabe der traditionellen Bewirtschaftung.

Quelle: Universität Zürich

Keywords:
Brutvögel, Gebirge, funktionelle Vielfalt, Klimawandel, Alpwirtschaft

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
García‐Navas V. et al. (2020): Temporal homogenization of functional and beta diversity in bird communities of the Swiss Alps. Diversity and Distributions 26(8), 900-911. doi.org/10.1111/ddi.13076

Link zur Studie (open access)

Kontaktadresse:
Vicente García-Navas
Institut für Evolutionsbiologie und Umweltwissenschaften
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich
vicente.garcianavas@gmail.com
Tel: +41 (0)44 635 4913


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