30.9.2020: Forschung CH
Ausgestorbene Säugetierarten: Ursache war fast immer der Mensch
Espèces éteintes de mammifères : l’être humain responsable dans la plupart des cas
Tobias Andermann et al.
In den vergangenen 126‘000 Jahren sind nachweislich 351 Säugetierarten ausgestorben. In 96% aller Fälle waren Menschen und nicht natürliche Klimaveränderungen für das Aussterben von Säugetierarten verantwortlich.
Au cours des 126 000 dernières années, il a été prouvé que 351 espèces de mammifères se sont éteintes. Dans 96 % des cas, ce sont les hommes et non des changements climatiques naturels qui sont responsables de l’extinction des espèces de mammifères.
Seit Beginn des Jungpleistozäns sind zahlreiche Säugetierarten verschwunden. Als Ursachen werden natürliche Klimaveränderungen und der Mensch diskutiert. Forschungsresultate zeigen nun, dass fast immer der Mensch die Verantwortung für die einzelnen Aussterbeereignisse trägt.
Die Forschenden haben für ihre Untersuchung umfangreiche Daten über Säugetierfossilien und Berichte von letzten Sichtungen verwendet. Sie identifizierten 351 ausgestorbene Säugetierarten, wovon jene der Mammute, Säbelzahnkatzen oder australischen Beuteltiere wohl die bekanntesten Fälle darstellen. Es hat sich gezeigt, dass die Aussterbeereignisse dieser Arten nicht gleichmässig über die Erdgeschichte verteilt sind; vielmehr sind Höhepunkte auszumachen, die mit jenen Epochen zusammenfallen, in denen die Menschen nach ihrer Auswanderung aus Afrika auf den verschiedenen Kontinenten und Inseln ankamen. In der jüngeren Geschichte hat sich der Anstieg der Aussterberate beschleunigt, und zwar weltweit einhergehend mit dem Wachstum der Weltbevölkerung.
Schon früher war es Forschenden aufgefallen, dass die Ausrottung von Säugetieren jeweils mit der Ankunft des Menschen zusammenfiel – so etwa im Fall der grossen Tiere des amerikanischen Kontinents. Die aktuelle Studie ist insofern neu, als sie sich nicht auf eine Region oder bestimmte Arten beschränkt, sondern alle Kontinente und ausgestorbenen Säugetiere berücksichtigt (inklusive dem weniger spektakulären Aussterben zahlreicher Nagetiere). Dank einer fortgeschrittenen Modellierung können die jeweiligen Auswirkungen der anthropogenen und klimatischen Einflussfaktoren in einer kombinierten Betrachtung genau untersucht werden.
Die Studie liefert solide Argumente dafür, dass die menschliche Besiedlung einen entscheidenden Einfluss auf das Aussterben ausgeübt hat. Die enge Korrelation von menschlicher Besiedlungsdichte und Aussterberate lässt für die Zukunft nichts Gutes erahnen. Wenn der Mensch seinen Einfluss auf die Natur nicht reduziert, muss mit einer raschen Beschleunigung der Aussterberate gerechnet werden. Diese könnte bis 2100 auf das 30‘000fache der Normalrate steigen.
Quelle: Universität Fribourg
Keywords:
Säugetiere, Aussterben, Ausstreberate, menschliche Besiedlungsdichte, Klimawandel
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Andermann T. et al. (2020): The past and future human impact on mammalian diversity. Science Advances 6(36), eabb2313. DOI: 10.1126/sciadv.abb2313
https://advances.sciencemag.org/content/6/36/eabb2313
Kontaktadresse:
Prof. Dr. Daniele Silvestro
Department of Biology
Chemin du Musée 10
CH-1700 Fribourg
daniele.silvestro@unifr.ch
Tel: +41 (0)26 300 88 57
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