30.9.2020: Forschung international
Bestäubung von Wildpflanzen in intensiv genutzten Landschaften ist stark beeinträchtigt
La pollinisation des plantes sauvages gravement affectée dans les paysages exploités de manière intensive
Joanne M. Bennett et al.
Die intensive Landnutzung beeinträchtigt weltweit die Bestäubung von Wildpflanzen und damit deren Fortpflanzungserfolg. Das betrifft insbesondere Pflanzenarten, die eine hochspezialisierte Bestäubung aufweisen.
Une exploitation intensive du territoire perturbe dans le monde entier la pollinisation des plantes sauvages et donc leur chance de reproduction. Les espèces végétales dont la pollinisation est hautement spécialisée sont particulièrement touchées.
Ein Grossteil der Pflanzenarten ist für die Fortpflanzung auf Bestäuber angewiesen. Forschungsergebnisse, die einen weitverbreiteten Rückgang der Bestäuber zeigen, sind deshalb besorgniserregend. Doch bislang ist wenig darüber bekannt, welche Pflanzenarten von diesem Rückgang besonders betroffen sein werden und unter welchen Umständen sich ihr Fortpflanzungserfolg verringert.
Um eine Verbindung zwischen der Landnutzung und dem Reproduktionserfolg von Wildpflanzen herzustellen, wurden Tausende bereits veröffentlichte experimentelle Studien analysiert. Diese hatten untersucht, wie viele Samen Pflanzen produzieren, die auf natürliche Weise bestäubt worden sind, und wie viele Samen bei handbestäubten Pflanzen entstehen. Wenn die Pflanzen, die auf natürliche Weise bestäubt wurden, weniger Früchte oder Samen produzieren als die Pflanzen, die zusätzlich von Hand bestäubt wurden, dann ist die Fortpflanzung dieser Pflanzen eingeschränkt – man spricht von einer Pollenlimitierung. Solche Experimente eignen sich, um die Rolle der Bestäubung für den Fortpflanzungserfolg von Pflanzen zu verstehen. Der Datensatz umfasst 2000 Experimente zu über 1200 Pflanzenarten aus der ganzen Welt. Da diese Experimente einem Ort zugeordnet werden konnten, wurden die Daten in Bezug zu der lokalen Landnutzungsintensität gesetzt.
Die Metaanalyse zeigt, dass Wildpflanzen in intensiv genutzten Landschaften in ihrer Bestäubung stark eingeschränkt sind. Die Forschenden fanden heraus, dass das Risiko bei Pflanzen, die bei der Bestäubung eine hohe Spezialisierung aufweisen, besonders hoch ist. Allerdings zeigten sich hier auch Unterschiede – je nachdem, um welche Form der Landnutzung es sich handelte und auf welche Bestäuber sich die Pflanzen spezialisiert haben. So war die Bestäubung bei Wildpflanzenarten, die sich auf Bienen als ihre Bestäuber spezialisiert haben, in landwirtschaftlich genutzten Gebieten weniger eingeschränkt als bei solchen Pflanzen, die auf andere Bestäuber spezialisiert sind. Das liegt möglicherweise daran, dass Honigbienen in diesen Gebieten auch Wildpflanzen bestäuben.
Die Ergebnisse der Studie zeigen eine klare Verbindung zwischen einer intensiven Landnutzung und einem geringeren Fortpflanzungserfolg von Pflanzen aufgrund einer verringerten Bestäubung. Zukünftige Veränderungen der Landnutzung könnten dazu führen, dass der Bestäubungs- und Fortpflanzungserfolg von Pflanzen weiter abnehmen und Pflanzengemeinschaften immer stärker von sogenannten Generalisten dominiert werden, die in Bezug auf ihre Bestäuber wenig wählerisch sind.
Quelle: UFZ
Keywords:
Bestäubung, Insektensterben, Spezialisten, Landnutzung
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Joanne M. Bennett et al. (2020): Land use and pollinator dependency drives global patterns of pollen limitation in the Anthropocene. Nature Communications. DOI: 10.1038/s41467-020-17751-y
https://www.nature.com/articles/s41467-020-17751-y
Kontaktadresse:
Prof. Tiffany Knight
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ
Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Th.-Lieser-Str. 4
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tiffany.knight@idiv.de
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