23.2.2005: Forschung CH
Forschung im Nationalpark: Wann speist der Hirsch?
Rieser R., McElligott A.G., Filli F.
Um das Fressverhalten von Rothirschen im Schweizerischen Nationalpark zu untersuchen, wurde unter anderem der prozentuale Anteil an Fressen und Wiederkauen zwischen den Geschlechtern und dem reproduktiven Zustand der Hirschkühe verglichen. Diese Daten sind wichtig für die Weiterentwicklung eines Modells, welches den Einfluss von Rothirschen auf die Vegetation des Nationalparks simuliert.
Ein wichtiger Aspekt im Management von Nationalparks ist der Einfluss von Huftieren auf die Vegetation. Im Rahmen meiner Diplomarbeit habe ich deshalb das Aktivitätsmuster von Rothirschen im Schweizerischen Nationalpark beobachtet und den prozentualen Anteil an Fressen und Wiederkauen, die Dauer der Äsungs- und Wiederkauperioden, die Bissrate und die Übergangswahrscheinlichkeiten von einzelnen Verhaltensweisen zwischen den Geschlechtern und dem reproduktiven Zustand der Hirschkühe verglichen. Mit den Daten wird ein Modell weiterentwickelt, welches den Einfluss von Rothirschen auf die Vegetation des Schweizerischen Nationalparks simuliert.
Die Resultate der Untersuchung zeigen, dass sich das Fressverhalten der Hirsche im Verlauf des Sommers ändert. Hirschkühe verbrachten während des Tages weniger Zeit mit Fressen und zeigten auch tendenziell kürzere Äsungsperioden als männliche Hirsche. Dies könnte bedeuten, dass Hirschkühe sich entweder von nährstoffreicherem Futter ernähren oder dass sie während der Nacht mehr fressen. Ausserdem war infolge des trockenen Sommers 2003 die Vegetation sehr niedrig. Deshalb könnte der höhere Anteil an Fressen bei den männlichen Hirschen auch damit erklärt werden, dass sie infolge der proportionalen Beziehung von Bissgrösse und Körpergrösse weniger effizient sind, wenn sie auf kurzer Bodenvegetation fressen. Die Resultate zeigen ausserdem, dass Hirschkühe eine höhere Bissrate hatten als männliche Hirsche. Dadurch kompensieren sie möglicherweise den geringeren Anteil an Zeit, den sie mit Fressen verbringen. Laktierende Hirschkühe zeigten tendenziell einen höheren Anteil an Fressen als nicht laktierende Kühe, was wahrscheinlich auf den erhöhten Ernährungsbedarf zurückzuführen ist. Abschliessend wurde die Aktivitätsbudget-Hypothese als Erklärungsansatz der Geschlechtertrennung diskutiert. Meine Studie liefert Hinweise darauf, dass die Unterschiede im Aktivitätsbudget von männlichen Hirschen und Hirschkühen zur Trennung der Geschlechter führen können. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass es dafür auch noch andere Ursachen gibt.
Keywords:
Schweizerischer Nationalpark, Rothirsch, Vegetation, Verhalten
Art der Publikation:
Diplomarbeit
Literatur:
Rieser R. (2005): Foraging behaviour of red deer in the Swiss National Park. Diplomarbeit, Universität Zürich.
regula@quango.ch
Zurück zur Liste