27.8.2020: weitere Publikationen

Biodiversitätsschädigende Subventionen in der Schweiz identifiziert

Subventions dommageables à la biodiversité identifiées en Suisse



Lena Gubler, Sascha A. Ismail, Irmi Seidl

Die Eidg. Forschungsanstalt WSL und das Forum Biodiversität Schweiz der SCNAT haben für die Schweiz 160 Subventionen identifiziert, welche die Biodiversität beeinträchtigen können. Gemäss Biodiversitätskonvention und Strategie Biodiversität Schweiz sind solche Subventionen abzuschaffen oder umzulenken. Nun ist die Politik gefordert.

L’Institut fédéral de recherche WSL et le Forum Biodiversité Suisse de la SCNAT ont identifié 160 subventions en Suisse qui peuvent porter atteinte à la biodiversité. Selon la Convention sur la diversité biologique et la Stratégie Biodiversité Suisse, de telles subventions doivent être supprimées ou remniées. La balle est maintenant dans le camp de la politique.


(SIS) Mit der Ratifizierung der Biodiversitätskonvention hat sich die Schweiz international dazu verpflichtet, «bis spätestens 2020 alle Anreize und Subventionen, welche die Biodiversität schädigen, zu beseitigen, schrittweise abzubauen oder umzugestalten (…)». Der Bundesrat bestätigte diese Absicht im Aktionsplan zur Strategie Biodiversität Schweiz. Um diesem Ziel einen Schritt näher zu kommen, hat die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL zusammen mit dem Forum Biodiversität biodiversitätsschädigende Subventionen möglichst umfassend zusammengestellt und ihre Wirkung auf die Biodiversität abgeschätzt. Dabei wurden nicht nur Subventionen berücksichtigt, bei denen der Bund Aktivitäten direkt finanziell unterstützt, sondern auch Abgabevergünstigungen (so genannte Off-Budget-Subventionen wie etwa Steuerabzüge und zinslose Darlehen), implizite Subventionen (wie etwa nicht internalisierte externe Kosten) und einige finanzielle Fehlanreize (wie etwa die Zweckbindung von Abgaben).
Untersucht wurden die wichtigsten Verursacher des Biodiversitätsverlustes: Landwirtschaft, Waldwirtschaft, Verkehr, Energieproduktion und -konsum, Siedlungsentwicklung, Tourismus, Abwasserentsorgung und Hochwasserschutz. Bei der Zusammenstellung der Subventionen in diesen Bereichen wurden gut 160 Subventionen identifiziert, die eine schädigende Wirkung auf Biodiversität haben (können).
Die Höhe der Subventionen wurde (wenn möglich) ausfindig gemacht oder berechnet. Ein Anteil von 30% der Subventionen konnte nicht quantifiziert werden. Die quantifizierbaren staatliche Förderungen, die eine negative Wirkung auf die Biodiversität haben können, belaufen sich auf 40 Milliarden Franken. Diese Zahl verdeutlicht, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Weitere Schlussfolgerungen können aber alleine aus dieser Zahl nicht ohne weiteres abgeleitet werden.
Die Wirkung der verschiedenen Subventionen auf die Biodiversität ist sehr unterschiedlich, schwer zu quantifizieren und kaum vergleichbar. So ist oft nicht die ganze Summe einer Subvention biodiversitätsschädigend, und auch die Wirkung kann stark variieren. Oftmals sind es geringe Schädigungen durch viele einzelne Subventionen, die in der Summe eine grosse Wirkung entfalten. Hinzu kommt, dass bei 46 der identifizierten Subventionen ein innerökologischer Zielkonflikt besteht: Das Ziel der Subvention dient dem Umwelt- oder Naturschutz, gleichzeitig hat die geförderte Aktivität auch biodiversitätsschädigende Nebeneffekte (z.B. Einspeisevergütungen für Wasser- und Windenergie).
Die Studie ist eine gute Grundlage, um verschiedene Sektoralpolitiken für die ungewollten Nebeneffekte von verschiedenen, staatlich geförderten Zielen zu sensibilisieren. Bei einer Erneuerung bestehender Subventionen und der Einführung neuer Subventionen können so Zielkonflikte mit dem Naturschutz erkannt, eliminiert oder zumindest minimiert werden. Die Ergebnisse liegen als technischer Bericht und zusammengefasst als Faktenblatt vor.


Keywords:
Subventionen, Politik, Zielkonflikte, Wissensvermittlung

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Gubler L., Ismail S.A., Seidl I. (2020): Biodiversitätsschädigende Subventionen in der Schweiz. Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Forum Biodiversität (SCNAT) (Hrsg.), Birmensdorf und Bern.

Gubler L., Ismail S.A., Seidl I. (2020): Biodiversitätsschädigende Subventionen in der Schweiz. Swiss Academies Factsheet 15 (7).

https://www.wsl.ch/de/projekte/biodiversitaetsrelevante-fehlanreize.html
https://naturwissenschaften.ch/organisations/biodiversity/publications/factsheet

Kontaktadresse:
Dr. Sascha Ismail
Forum Biodiversität Schweiz
Haus der Akademien
Laupenstrasse 7
CH-3001 Bern
sascha.ismail@scnat.ch
Tel: +41 (0)31 306 93 42


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