27.8.2020: weitere Publikationen

25 Jahre Wolf in der Schweiz

Le loup depuis 25 ans en Suisse



Kristina Vogt et al.

Anlässlich des 25. Jahrestags der Wiederbesiedlung der Schweiz durch den Wolf hat KORA einen umfassenden Bericht veröffentlicht. Dieser dokumentiert die Entwicklung der schweizerischen Wolfspopulation, trägt Fakten und Erfahrungen zum Wolf zusammen und stellt sie den Erwartungen und Ängsten der Leute gegenüber. Der Wolf beschäftigt immer wieder die schweizerische Öffentlichkeit und Politik. Der Bericht soll helfen, die Diskussion auf eine objektive Grundlage zu stellen.

À l’occasion du 25e anniversaire de la recolonisation de la Suisse par le loup, KORA a publié un rapport complet : il récapitule l'évolution de la population suisse de loups, répertorie les faits et les expériences sur le loup, et les met en perspective avec les attentes et les craintes de la population. Le loup interpelle régulièrement l’opinion publique et la politique suisses. Ce rapport devrait contribuer à replacer la discussion sur une base objective.


Neben den verbesserten ökologischen Rahmenbedingungen (Ausdehnung des Waldes, naturnaher Waldbau, Erholung der Populationen wilder Huftiere) und der Unterschutzstellung 1986 ist die erstaunliche Wiederkehr des Wolfes vor allem auf seine biologischen und ökologischen Eigenschaften zurückzuführen. Als hoch entwickeltes soziales Raubtier ist der Wolf eine anpassungsfähige Art, die unter vielfältigen klimatischen und ökologischen Bedingungen leben kann und sich auch in der vom Menschen dominierten Welt gut zurechtfindet.
Das ausgeprägte Wanderverhalten der subadulten Tiere während der Jugendwanderung ermöglicht das rasche Besiedeln neuer Lebensräume. Sein Nahrungsspektrum ist breit; er jagt kleine bis ganz grosse Beutetiere, nutzt aber auch Aas und menschliche Nahrungsabfälle. Für ein grosses Säugetier hat der Wolf eine bemerkenswerte Fortpflanzungsrate; bei günstigen ökologischen Bedingungen sind Würfe von acht Welpen nicht selten. Die ökologische Tragfähigkeit (Carrying Capacity) der modernen Kulturlandschaft für den Wolf ist hoch. Die Qualität des Lebensraums und das Nahrungsangebot würden wesentlich höhere Wolfsbestände zulassen, als der Mensch zu tolerieren gewillt scheint.
Das Verhältnis des Menschen zum Wolf ist denn auch das alles entscheidende Element in dieser Geschichte. Der Wolf stellt für den Menschen keine nennenswerte Gefahr dar, aber Nutztiere wie Schafe und Ziegen fallen ins Beutespektrum des Wolfs. Die Schäden, die der Wolf an Nutztieren anrichtet, können erheblich sein. Das Verhindern von Übergriffen mit Herdenschutzmassnahmen ist erfolgreich, bedingt aber einen beträchtlichen Aufwand. Eine effiziente Umsetzung der Herdenschutzmassnahmen ist auch stark abhängig von den betrieblichen Strukturen (Standweiden versus Umtriebsweiden oder ständige Behirtung) sowie der Topografie.
Obwohl der Wolf eine geschützte Art ist, hat sich in der Schweiz (wie auch in unseren Nachbarländern) die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein Zusammenleben ohne ein Wolfsmanagement, das auch das Töten von Wölfen unter bestimmten Bedingungen einschliesst, nicht möglich ist. Die Notwendigkeit von Kompromissen ist soweit erkannt, aber die Frage nach der richtigen Balance zwischen Totalschutz und erneuter Ausrottung wird zurzeit in Gesellschaft und Politik heftig diskutiert. Diese Diskussion wird oft sehr emotional (und nicht immer auf Tatsachen beruhend) geführt. Die vielen neuen Erkenntnisse aus der Schweiz, aber auch aus den Nachbarstaaten Italien, Frankreich und Deutschland, sollten es erlauben, Entscheidungen aufgrund von Fakten und einschlägigen Erfahrungen zu fällen.

Quelle : KORA

Keywords:
Wolf, Grossraubtiere, Wald, Herdenschutz

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Vogt K., Von Arx M., Manz R., Zimmermann F., Kunz F., Breitenmoser U. (2020): 25 Jahre Wolf in der Schweiz – Eine Zwischenbilanz. KORA Bericht Nr 91: 80 pp.

https://www.kora.ch

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