23.2.2005: Forschung CH
Stadtfüchse lassen sich entwurmen
Hegglin D., Bontadina F., Gloor S., Romer J., Müller U., Breitenmoser U., Deplazes P.
Füchse sind im Laufe der letzten 20 Jahre zu einem festen Bestandteil der Stadtfauna in Mitteleuropa geworden. Da Füchse im städtischen Lebensraum als potenzielle Überträger von Tollwut und dem Fuchsbandwurm auftreten können, wurde mit Fotofallen untersucht, wie gut Füchse bei einer Behandlung mit Ködern erreicht werden können. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Füchse die Köder finden und fressen.
Die Fuchsbestände in Europa sind seit der erfolgreichen Bekämpfung der Tollwut stark angewachsen. Gleichzeitig ist der Rotfuchs (Vulpes vulpes) in den städtischen Lebensraum vorgedrungen, wo heute hohe Fuchsdichten festgestellt werden können. Da Füchse inzwischen zur festen Fauna vieler Städte gehören, stellen sich Fragen zu dessen Management im urbanen Raum – insbesondere weil Füchse Krankheitserreger wie die Tollwut und den Kleinen Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) auf den Menschen übertragen können. In ländlichen Gebieten konnte die Tollwut mit ausgelegten Impfködern erfolgreich zurückgedrängt werden. Mit automatisch auslösenden Fotofallen wurde nun in der Stadt Zürich untersucht, wie gut Füchse auch im urbanen Raum mit Ködern erreicht werden könnten, falls eine Behandlung notwendig würde. Köder mit und ohne das Entwurmungsmittel Praziquantel wurden auf verschiedene Arten (exponiert, bedeckt, eingegraben), an verschiedenen Orten (Fuchsbaue, Komposthaufen, Fuchspässe) und zu verschiedenen Saisons (Frühsommer, Sommer, Winter) ausgelegt. Während 756 Fotofallen-Nächten verschwanden 91 der 252 (36%) überwachten Köder innerhalb von jeweils 3 Tagen. 48% der verschwundenen Köder wurden durch Füchse gefressen. Die restlichen Köder wurden durch Igel (Erinaceus europeus, 17 Köder), Schnecken (Arion sp., 9 Köder), Hunde (8), Nager (Apodemus sp., 4 Köder) und nicht identifizierte Tiere (9) konsumiert. Hauskatzen, Steinmarder (Martes foina) und Dachse (Meles meles) haben die Köderstellen zwar besucht, aber keine Köder angenommen. Die Köder wurden im Sommer signifikant häufiger von Füchsen gefressen als im Winter. Die beste Köderaufnahme wurde im Frühsommer bei den Jungenbauen registriert. Eingegrabene Köder wurden deutlich weniger von Nicht-Zielarten gefressen als bedeckt oder offen exponiert ausgebrachte Köder. Eine möglichst spezifische Beköderung von Stadtfüchsen kann erreicht werden, indem die Köder im Winter ausgebracht werden, sie etwas eingegraben und an Orte gelegt werden, die für Nicht-Zielarten weniger zugänglich sind.
http://www.unizh.ch/paras
Keywords:
Stadtfüchse (Vulpes vulpes), urbane Fauna, Management, Fuchsbandwurm, Tollwut
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Hegglin D., Bontadina F., Gloor S., Romer J., Müller U., Breitenmoser U., Deplazes P. (2004): Köderauslage für Füchse im urbanen Raum: eine Fotofallen-Studie. Journal of Wildlife Management 68, 1010-1017.
http://www.swild.ch/fuchsprojekt
http://www.zor.ch
Kontaktadresse:
Daniel Hegglin, Institut für Parasitologie, Universität Zürich, Winterthurerstr. 266, CH-8057 Zürich
&
SWILD, Stadtökologie, Wildtierforschung, Kommunikation, Wuhrstrasse 12, CH-8003 Zürich
daniel.hegglin@swild.ch
Tel: +41 (0)44 450 68 06
Fax: +41 (0)44 450 68 09
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