27.8.2020: Forschung CH
Waldbiodiversität: Der Lebensraum entwickelt sich in die richtige Richtung
Biodiversité en forêt : évolution dans le bon sens de cet habitat
Urs Beat Brändli, Meinrad Abegg, Barbara Allgaier Leuch
Der Wald spielt für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in der Schweiz eine wichtige Rolle. Mehr als ein Drittel der vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind auf den Wald angewiesen. Die Ergebnisse der vierten Erhebung des Landesforstinventars (2009–2017) zeigen, dass der Schweizer Wald zu einem grossen Teil ein relativ naturnahes Ökosystem ist und sich in Bezug auf die Biodiversität positiv entwickelt. Handlungsbedarf besteht insbesondere beim Totholzvolumen.
La forêt joue un rôle de premier plan pour la conservation de la diversité biologique en Suisse. Plus d’un tiers des espèces animales et végétales présentes dépendent de la forêt. Les résultats du quatrième recensement effectué pour l'Inventaire forestier national suisse (2009-2017) montrent que la forêt suisse est en grande partie un écosystème relativement proche de l’état naturel, et qu’elle se développe positivement en ce qui concerne la biodiversité. Des mesures doivent en particulier être prises en ce qui concerne le volume de bois mort.
Für die Erhaltung der Biodiversität kommt den Wäldern eine besondere Bedeutung zu. In der Schweiz bieten sie aufgrund ihrer grossen Ausdehnung, Langlebigkeit und strukturellen Vielfalt Lebensraum für etwa 20‘000 Tierarten und 500 Gefässpflanzenarten sowie für eine Vielzahl weiterer Organismen wie Pilze, Flechten und Moose. Dennoch trägt die Schweiz für 1548 national prioritäre Waldarten eine besondere Verantwortung.
Auf nationaler Ebene dient das Landesforstinventar dazu, naturschutzfachliche Probleme im Wald zu erkennen und den Erfolg von Massnahmen zu kontrollieren. Zwischen 2009 und 2017 fand die vierte Erhebung statt. Die nun publizierten Resultate zeigen, dass sich der Wald für die Biodiversität mehrheitlich positiv entwickelt. Der Anteil an eingeführten Baumarten ist in fast allen Regionen gering, aber eingeführte Straucharten breiten sich zusehends aus. Die Waldverjüngung erfolgt meist natürlich. Naturferne Fichtenbestände haben im Mittelland gleich wie in der Vorperiode abgenommen. Die Baumarten- und die Strukturvielfalt haben weiter zugenommen, ebenso die Anzahl dicker Bäume und besonders das Totholz, eine Lebensgrundlage für viele Waldarten. Vor allem im Jura und in weiten Teilen des Mittellands sind die erforderlichen Mengen an Totholz zur Erhaltung der Artenvielfalt allerdings noch nicht erreicht.
Im Gegensatz zum Mittelland sind die Wälder der Alpen und der Alpensüdseite dichter geworden, was dort zur Folge haben kann, dass licht- und wärmeliebende Arten seltener werden. Auch sind viele Waldränder noch eintönig, auch wenn dort die Artenvielfalt und in geringerem Masse auch die Strukturvielfalt zugenommen haben. Zugenommen hat die Fläche der Waldreservate auf einen Anteil von 5,8 % der Schweizer Waldfläche. Waldreservate weisen einen grösseren Anteil an Beständen mit hohem Biotopwert auf, aber mächtige Bäume (Habitatbäume) sind dort wie auch im übrigen Wald noch immer relativ selten.
Quelle: Schweizerisches Landesforstinventar
Keywords:
Wald, Landesforstinventar, Totholz, Habitatbäume, Waldreservate
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Brändli U.B., Abegg M., Allgaier Leuch B. (Red.) 2020: Schweizerisches Landesforstinventar. Ergebnisse der vierten Erhebung 20092017. Birmensdorf, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Bern, Bundesamt für Umwelt. 341 Seiten.
PDF-Link
Kontaktadresse:
Urs Beat Brändli
Eidgenössische Forschungsanstalt WSL
Zürcherstrasse 111
CH-8903 Birmensdorf
urs-beat.braendli@wsl.ch
Tel: +41 (0)44 739 23 53
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