23.6.2020: Forschung international

Klimawandel fördert im Boden lebende Erreger von Pflanzenkrankheiten

Le changement climatique favorise les agents pathogènes des plantes



Manuel Delgado-Baquerizo et al.

Die Klimaerwärmung wird weltweit zu einer Zunahme von bodengebundenen Krankheitserregern für Pflanzen führen. Darunter sind auch Krankheiten wichtiger Nahrungs- und Arzneipflanzen, was langfristig die Ernährungssicherheit und Lebensqualität der Weltbevölkerung gefährden könnte.

Le réchauffement climatique va conduire à une augmentation d’agents pathogènes liés au sol provoquant des maladies chez les plantes. Parmi elles, il y a aussi des maladies touchant des plantes importantes pour l’alimentation et la médecine, ce qui pourrait menacer à long terme la sécurité alimentaire et la qualité de vie de la population mondiale.


Ein Teelöffel Erde enthält Millionen von Mikroorganismen. Die meisten dieser Bodenorganismen sind für den Menschen von Nutzen, denn sie verbessern die Fruchtbarkeit der Böden, regulieren das Klima und helfen mit, Nahrungsmittel und andere Naturprodukte herzustellen. Andere hingegen können als Krankheitserreger ganze Ernten zerstören. Einer der am meisten verbreiteten Getreidepilze ist Fusarium. In Nordamerika betrug Ende der 1990er Jahre der durch diesen Erreger verursachte jährliche Verlust bei Weizen und Gerste rund eine Milliarde US-Dollar.
Forschende haben nun festgestellt, dass die zunehmende Klimaerwärmung zur Vermehrung bodengebundener Krankheitserreger für Pflanzen führen könnte. Sie stützen sich dabei auf Daten aus globalen Datenbanken und die Ergebnisse eines Langzeitexperiments bei Madrid.
Die weltweite Zunahme von Pathogenen in den Böden würde längerfristig die globale Ernährungssicherung gefährden, die derzeit auf relativ wenigen Pflanzenarten basiert. Betroffen davon sind Nutzpflanzen wie Weizen, Sonnenblumen oder Gemüse, aber auch solche, die für die Produktion von Kosmetika oder Arzneimitteln verwendet werden, zum Beispiel Hibiskus und Aloe Vera. Ausserdem wären wildwachsende Pflanzenarten betroffen, die als Nahrung für Wildtiere dienen.
Die Studie bietet einen ersten globalen Atlas bodengebundener Pflanzenpathogene. Sie zeigt, wo auf der Erde diese heute am häufigsten vorkommen und berechnet, wo sie unter verschiedenen Voraussetzungen zukünftig vorkommen werden. So zeigte sich, dass die Böden weiter Teile Asiens, Afrikas, Australiens und Amerikas bereits hohe Anteile von Pflanzenpathogenen enthalten. Dabei handelt es sich um Regionen mit warmem Klima wie heisse Wüsten oder tropische Wälder. Betroffen sind aber auch menschenreiche Gebiete mit einem starken Bevölkerungswachstum. Den stärksten Zuwachs an Pflanzenpathogenen zeigen die Modelle aber in den Böden der nördlichen Hemisphäre, nahe der Arktis und in Südamerika, wo bei allen Szenarien, selbst bei einer nachhaltigen Entwicklung, ein Anstieg der Temperatur vorhergesagt wird.

Quelle: iDiv

Keywords:
Klimawandel, Boden, Krankheiten, Pflanzenpathogene, Nutzpflanzen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Delgado-Baquerizo M. et al. (2020): The proportion of soil-borne pathogens increases with warming at the global scale. Nature Climate Change. DOI: 10.1038/s41558-020-0759-3

https://www.nature.com/articles/s41558-020-0759-3

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Nico Eisenhauer
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Universität Leipzig
Deutscher Platz 5e
D-04103 Leipzig
nico.eisenhauer@idiv.de


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