26.5.2020: Forschung international
Insekten weltweit auf dem Rückzug
Déclin global des insectes
Roel van Klink et al.
Eine Analyse von Langzeitstudien aus aller Welt zeigt, dass die Anzahl landlebender Insekten abnimmt. Sie sank im Schnitt um 0,92 % pro Jahr, was einem Rückgang von 24 % über 30 Jahre entspricht. Diesen durchschnittlichen, globalen Trends stehen unterschiedliche lokale Entwicklungen gegenüber.
Une analyse d’études à long terme réalisées dans le monde entier montre que le nombre d’insectes terrestres diminue en nombre d’individus. Il a baissé de 0,92 % par an, ce qui correspond à un recul moyen de 24 % sur 30 ans. Ces tendances mondiales moyennes montrent localement différentes évolutions.
In den letzten Jahren wurden zahlreiche Studien veröffentlicht, die einen dramatischen Insekten-Rückgang dokumentieren. Die meisten zeigen starke, andere leichte Rückgänge, und einige sogar leichte Zunahmen.
Ein internationales Forscherteam hat nun Daten aus 166 Langzeitstudien an weltweit 1676 Orten zusammengetragen, um Veränderungen der Insektenzahlen (Individuen, nicht Arten) zu untersuchen. Diese Daten wurden im Zeitraum zwischen 1925 und 2018 erhoben. Die komplexe Analyse offenbarte grosse Unterschiede in den lokalen Trends – selbst zwischen nahe gelegenen Orten. Im globalen Durchschnitt gingen landlebende Insekten wie Schmetterlinge, Heuschrecken oder Ameisen um 0,92 % pro Jahr zurück. Dies klingt nicht nach viel – über 30 Jahre bedeutet dies aber einen Schwund von 24 Prozent, über 75 Jahre gar eine Halbierung der Zahl der Insekten. Der Rückzug der Insekten findet leise statt – in nur einem Jahr bemerkt man kaum etwas.
Die Insekten-Rückgänge waren in Teilen der USA sowie in Europa am stärksten. In Europa verstärkten sich die negativen Trends in den letzten Jahren – die grössten Rückgänge wurden seit 2005 beobachtet.
Für die neue Studie haben die Forschenden auch die Entwicklung der Insekten in verschiedenen Lebensräumen betrachtet. Es stellte sich heraus, dass heute weniger Insekten in Bodennähe leben als früher – ähnlich wie dies bei den Fluginsekten der Fall ist. Im Gegensatz dazu blieb die Zahl der Insekten, die in Bäumen leben, im Schnitt unverändert. Gleichzeitig stieg die Zahl der Insekten, die ihr Leben zeitweise im Wasser verbringen (z.B. Libellen, Wasserläufer und Köcherfliegen), im Durchschnitt um 1,08 % pro Jahr. Das entspricht 38 % über einen Zeitraum von 30 Jahren. Die Forschenden halten das für ein gutes Zeichen: Die Zahlen zeigen, dass wir die negativen Trends umkehren können. In den letzten 50 Jahren wurde weltweit viel getan, um verschmutzte Flüsse und Seen wieder zu säubern. Dadurch haben sich möglicherweise viele Populationen von Süsswasserinsekten erholt.
Quelle: Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung
Keywords:
Insekten, Insektensterben, Gewässer
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
van Klink R. et al. (2020): Meta-analysis reveals declines in terrestrial but increases in freshwater insect abundances. Science 368(6489).
https://science.sciencemag.org/content/368/6489/417
Kontaktadresse:
Synthesezentrum sDiv
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig
Deutscher Pl. 5E
D-04103 Leipzig
roel.klink@idiv.de
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