26.5.2020: Forschung CH

Häufigkeit von Netzspinnen hat sich drastisch reduziert

Réduction dramatique de l’abondance d’araignées tisseuses de toiles



Martin Nyffeler, Dries Bonte

Grosse Radnetzspinnen sind im schweizerischen Mittelland in den letzten 40 Jahren deutlich seltener geworden. Hauptgrund dürfte das sinkende Nahrungsangebot für diese insektenfressenden Tiere sein.

Les araignées tisseuses à toile orbiculaire sont devenues beaucoup plus rares sur le Plateau ces 40 dernières années. Le déclin des ressources alimentaires pour ces animaux insectivores en serait la raison principale.


Die rund 48‘400 bekannten Spinnenarten gehören weltweit zu den wichtigsten insektenfressenden Tieren. Eine Gruppe davon, die Kreuzspinnen, baut auffällige Radnetze. Eine bekannte Art ist die Gartenkreuzspinne Araneus diadematus. Ihre bevorzugten Lebensräume sind Hausgärten, Parks, Friedhöfe, Hecken, Waldränder und Waldlichtungen.
Die in Europa weit verbreitete Art ist allerdings in den letzten Jahrzehnten stark unter Druck geraten, wie Wissenschaftler nun feststellen mussten. In 20 repräsentativen Lebensräumen haben sie 2019 die Populationsdichte der Gartenkreuzspinnen im schweizerischen Mittelland ermittelt und mit Resultaten aus früheren Erhebungen aus der Schweiz und anderen Ländern Europas verglichen. Es hat sich gezeigt, dass die Häufigkeit dieser Spinnenart in alarmierendem Mass abgenommen hat. Die mittlere Populationsdichte in der Schweiz liegt 140 Mal tiefer als der Mittelwert, der aus verschiedenen Schweizer und Europäischen Datensätzen aus dem letzten Jahrhundert ermittelt wurde. In zwei Dritteln der untersuchten Probeflächen wurden überhaupt keine Spinnennetze gefunden. Die Netze enthielten im Vergleich zu früheren Studien signifikant weniger Insekten. Zudem erweisen sich die untersuchten Netzfäden als deutlich dünner, was auf eine Unterernährung der Spinnen hindeutet.
Die meisten Kreuzspinnenarten ernähren sich beinahe ausschliesslich von Fluginsekten, die am stärksten vom Insektensterben betroffen sind. Eine Studie aus Nordbelgien hat ebenfalls gezeigt, dass Gartenkreuzspinnen und andere netzbauende Spinnenarten deutlich tiefere Populationsdichten aufweisen als im letzten Jahrhundert. Es muss vermutet werden, dass vom Insektenrückgang auch andere Organismengruppen wie Fledermäuse, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fische betroffen sind, die sich wie die Spinnen von Insekten ernähren.

Quelle: Universität Basel


Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Nyffeler M., Bonte D. (2020): Where have all the spiders gone? Observations of a dramatic population density decline in the once very abundant garden spider, Araneus diadematus (Araneae: Araneidae), in the Swiss midland. Insects 11(4), 248.
https://www.mdpi.com/2075-4450/11/4/248

PDF Link

Kontaktadresse:
Dr. Martin Nyffeler, Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften, Naturschutzbiologie, St. Johanns-Vorstadt 10, CH-4056 Basel
martin.nyffeler@unibas.ch
Tel: +41 (0)61 702 07 03


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