26.5.2020: Forschung international

Ökosystemleistungen kennen keine Grenzen

Les services écosystémiques ne connaissent pas de frontières



Janina Kleemann et al.

Viele Länder profitieren von Ökosystemleistungen, die in anderen Ländern erbracht wurden. Wo und wie solche Ökosystemleistungs-Ströme verlaufen, ist jedoch kaum bekannt. Forschende haben nun untersucht, wie interregionale Ökosystemleistungs-Ströme aufgedeckt und quantifiziert werden können.

De nombreux pays profitent de services écosystémiques qui sont fournis dans d’autres pays. Toutefois, on connaît mal par où et comment passent de tels flux de services écosystémiques. Les chercheurs ont maintenant étudié comment les flux de services écosystémiques interrégionaux peuvent être détectés et quantifiés.


Ökosystemleistungen sind grenzenlos. So profitiert etwa ein Land von landwirtschaftlichen Produkten aus anderen Erdteilen oder dem Schutz vor Hochwasser, den Auengebiete eines Nachbarlandes erbringen. Diese engen Verflechtungen zwischen weit entfernten Regionen durch Ökosystemleistungen werden auch als Telecoupling bezeichnet. Ihr Verständnis kann dazu beitragen, den Wert von intakter Natur zu erkennen, globale Treiber für den Verlust der biologischen Vielfalt oder Bodenerosion zu identifizieren und daraus Massnahmen für nachhaltigeres Handeln zu entwickeln. Doch wie können Ökosystemleistungs-Ströme identifiziert, quantifiziert und letztlich zwischen einzelnen Ländern ausgeglichen werden?
Für Deutschland wurde nun untersucht, in welchem Ausmass das Land Ökosystemleistungen nutzt, die in anderen Staaten erbracht werden. Bereits zuvor hatten die Forschenden einen konzeptionellen Rahmen zur Quantifizierung interregionaler Ökosystemleistungs-Ströme entwickelt. Darin haben sie diese Ströme in mehrere Kategorien eingeteilt, aus denen nun jeweils ein ausgewähltes Fallbeispiel für Deutschland genauer beleuchtet wurde.
In der Kategorie «Wandernde Arten» untersuchten die Forschenden die Bedeutung von Zugvögeln für die deutsche Landwirtschaft. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Afrikas tropische und subtropische Klimazonen vielen Zugvogelarten einen Lebensraum bieten, die einen wichtigen Beitrag zur Schädlingsbekämpfung in deutschen Agrarlandschaften leisten.
Ökosystemleistungen in Hinblick auf den Hochwasserschutz sind der Kategorie «Passive biophysikalische Ströme» zugeordnet. Hier kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass Deutschland zu zwei Drittel von der Hochwasserregulierung in Auen anderer Länder profitiert.
Das Wissen um die Ökosystemleistungs-Ströme ist der erste Schritt hin zu einem fairen Ausgleich von Ökosystemleistungen, besserem Ressourcenmanagement und nachhaltigem Handeln, so die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Wenn bekannt ist, in welchem Masse Deutschland und andere wohlhabende Staaten mit ihrem Konsum und ihren Handelsentscheidungen die Natur weltweit beeinflussen, könnten künftig bessere Konsumentscheidungen getroffen und passgenaue Massnahmen für ein nachhaltiges Handeln entwickelt werden.

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung - UFZ

Keywords:
Ökosystemleistungen, Telecoupling, Auen, Konsum, Ökonomie

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Kleemann J. et al. (2020): Quantifying interregional flows of multiple ecosystem services – A case study for Germany. Global Environmental Change 61, 102051. doi:10.1016/j.gloenvcha.2020.102051
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378018314705

Kontaktadresse:
Prof. Dr. Aletta Bonn
Department Ökosystemleistungen
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Deutscher Platz 5e
D-04103 Leipzig
aletta.bonn@ufz.de


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