7.4.2020: Forschung international

Wissenschaftler warnen vor globalem Insektenschwund

Les scientifiques alertent sur le déclin mondial des insectes



Pedro Cardoso et al.; Michael J. Samways et al.

Das Insektensterben nimmt in vielen Teilen der Welt rasant zu. Das betrifft auch den Menschen direkt. Eine internationale Gruppe von Forschenden hat sich zusammengeschlossen, um in einer «Warnung an die Menschheit» auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die durch den Artenrückgang entstehen. Sie schlagen zudem praktische Lösungen vor.

La disparition des insectes progresse rapidement dans de nombreuses régions du monde. Cela nous concerne aussi directement, nous les êtres humains. Un groupe international de chercheurs s’est formé afin d’attirer l’attention sur le danger que représente le recul des espèces à travers un « avertissement à l’humanité ». Ils proposent en outre des solutions pratiques.


In zwei wissenschaftlichen Beiträgen in der Fachzeitschrift «Biological Conservation» diskutieren 30 internationale Expertinnen und Experten sowohl die Gefahren als auch die Möglichkeiten zur Vermeidung weiteren Insektensterbens. So müsse dem Klimawandel entgegengewirkt, hochwertige Flächen für den Naturschutz bereitgestellt und weltweit die landwirtschaftliche Produktion so geändert werden, dass eine Koexistenz der Arten gefördert wird.
Die Forschenden weisen unter anderem auch darauf hin, dass über die Insektenvielfalt auf globaler Ebene sehr wenig bekannt ist. Bislang seien nur etwa 10 bis 20 Prozent der Insektenarten sowie der anderen wirbellosen Tierarten beschrieben und benannt. Von denjenigen, die einen Namen haben, kennt die Wissenschaft oft kaum mehr als eine kurze morphologische Beschreibung, vielleicht noch einen Teil des genetischen Codes und einen Ort, an dem sie gesehen wurden.
Mit dem Artensterben bei den Insekten verliert die Menschheit nicht nur weitere Stücke eines komplexen Puzzles unserer Lebenswelt, sondern auch Biomasse, die beispielsweise für die Ernährung anderer Tiere in der Lebenskette unerlässlich ist, ausserdem einzigartige Gene und Substanzen, die eines Tages zur Heilung von Krankheiten beitragen könnten. Aber auch die Funktion unseres Ökosystems ist gefährdet. Dazu gehören die Bestäubung, da die meisten Nutzpflanzen auf Insekten angewiesen sind, sowie Zersetzungsprozesse, die zum Nährstoffkreislauf beitragen.
Die Forscherinnen und Forscher schlagen in ihren beiden Artikeln praktische Lösungen vor, die sich auf bereits vorhandene, weltweit gesammelte Erkenntnisse stützen und dazu beitragen könnten, einen weiteren Verlust von Insektenpopulationen und das Aussterben verschiedener Arten zu vermeiden. Dazu gehören zum Beispiel das Ausscheiden hochwertiger Flächen für den Naturschutz, ein Wandel in der Landwirtschaft, damit neben dem Menschen und seinen Kulturpflanzen und Nutztieren auch die vielen Wildarten koexistieren können, die auf diese Lebensräume angewiesen sind, sowie die Eindämmung des Klimawandels.

Quelle: Technische Universität Braunschweig


Keywords:
Insekten, Landwirtschaft, Klimawandel, Biomasse, Ökosystemleistungen

Art der Publikation:
Fachpublikation

Literatur:
Cardoso P. et al. (2020): Scientists’ warning to humanity on insect extinctions. Biological Conservation. DOI: https:/doi.org/10.1016/j.biocon.2020.108426

Samways M.J. et al. (2020): Solutions for humanity on how to conserve insects. Biological Conservation. DOI: https:/doi.org/10.1016/j.biocon.2020.108427

https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320719317823
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0006320719317793

Kontaktadresse:
Fernando Pedraza
Department of Evolutionary Biology and Environmental Studies
Universität Zürich
Winterthurerstrasse 190
CH-8057 Zürich

fernando.pedrazaperez@uzh.ch


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