7.4.2020: Forschung international
Kleine Waldstücke mit grossem Nutzen
Petites parcelles de forêt, grande utilité
Alicia Valdés et al.
Kleine Waldstücke in der Agrarlandschaft erbringen pro Flächeneinheit höhere Ökosystemleistungen als grosse Waldgebiete. Sie können mehr Kohlenstoff im Oberboden speichern, mehr Nahrung für Wildtiere bereitstellen und bergen ein geringeres Risiko für Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden.
De petites parcelles de forêt dans le paysage rural fournissent des services écosystémiques plus élevés par unité de surface que les grandes forêts. Elles peuvent stocker plus de carbone dans la couche supérieure, fournir plus de nourriture à la faune et présenter un risque moindre de maladies transmises par les tiques.
Dem Nutzen von kleinen Waldstücken in Agrarlandschaften für den Menschen wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Um die Ökosystemleistungen solcher Waldfragmente zu erfassen, haben Forschende 224 Waldflächen unterschiedlicher Grösse (wenige Hektaren bis 50 Hektaren) und Isoliertheit in Frankreich, Belgien, Deutschland und Schweden untersucht. Unter anderem wurde die Vielfalt von sechs verschiedenen Organismengruppen (krautige Pflanzen, Pilze, Laufkäfer, Spinnen, Asseln und Tausendfüssler) bestimmt. Zudem wurde jede Waldfläche hinsichtlich ihres Potenzials bewertet, fünf Ökosystemleistungen zu erbringen: Angebot an nutzbaren Pflanzen, Holz, Schädlingsbekämpfung, Kohlenstoffspeicher und Nahrung für Wildtiere. Evaluiert wurde auch das Risiko, dass Menschen durch Zeckenkrankheiten zu Schaden kommen.
Auch wenn die grösseren Wälder eine höhere Artenvielfalt aufwiesen, ist überraschenderweise in kleineren Wäldern das Potenzial für die Kohlenstoffspeicherung im Boden grösser, das Nahrungsangebot für Wildtiere besser und das Risiko für Krankheiten, die durch Zecken übertragen werden, geringer. Die Forschenden vermuten, dass die kleinen Waldstücke diese Dienstleistungen besser erbringen können, weil sie relativ zur Fläche längere Waldränder aufweisen, die dem Einfluss der Umgebung ausgesetzt sind und die Heterogenität innerhalb eines Fragmentes erhöhen.
Beispielsweise gibt es mehr Nahrung für Rehe in Form von Blaubeeren und jungen Birken- und Eichen, weil die Waldränder mehr Sonnenlicht und Nährstoffe erhalten. Die höhere Kohlenstoffspeicherkapazität pro Fläche im Oberboden wird durch eine erhöhte bodenbiologische Aktivität verursacht, welche die Aufnahme organischer Stoffe beschleunigt. Und weil in dem trockeneren und wärmeren Mikroklima der Waldränder weniger Zeckenlarven überleben, ist das Risiko, eine durch Zecken übertragene Krankheit zu bekommen, geringer. Die Forschenden plädieren dafür, den Wert von kleinen Gehölzstrukturen in der Agrarlandschaft nicht zu unterschätzen, da sie wertvolle Dienstleistungen erbringen.
Quelle: Stockholm University
Keywords:
Ökosystemleistungen, Wald, Agrarlandschaft, Strukturen, Infektionskrankheiten, Kohlenstoffspeicher
Art der Publikation:
Fachpublikation
Literatur:
Valdés A., Lenoir J., De Frenne P. et al. (2020): High ecosystem service delivery potential of small woodlands in agricultural landscapes. Journal of Applied Ecology, 57(1), 4-16. DOI: 10.1111/1365-2664.13537
https://www.su.se/english/research/research-news/tiny-woodlands-are-more-important-than-previously-thought-1.465957
PDF ist hier verfügbar
Kontaktadresse:
Alicia Valdés, Department of Ecology,
Environment and Plant Sciences, Stockholm
University, Svante Arrhenius väg 20 A, SE-
106 91, Stockholm, Sweden
aliciavaldes1501@gmail.com
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