18.2.2020: weitere Publikationen
Verlust der Biodiversität gefährdet die Stabilität der Finanzmärkte
La perte de biodiversité menace la stabilité des marchés financiers
Antonios Koumbarakis et al.
Die Finanzrisiken im Zusammenhang mit dem Verlust der Biodiversität werden unterschätzt. Die Risiken sollten zunehmend in den Fokus gerückt werden – insbesondere im Vorfeld der Biodiversitätskonferenz der Vereinten Nationen im Oktober 2020 in Kunming (China).
Les risques financiers liés à la perte de la biodiversité sont sous-estimés. Les risques devraient être de plus en plus mis en avant, notamment dans la perspective de la Conférence des Nations unies sur la biodiversité qui se tiendra à Kunming (Chine) en octobre 2020.
Da sich der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt gegenseitig verstärken und das Risiko der Finanzmarkt-Instabilität deutlich zunimmt, stehen die Entscheidungsträger vor der grossen Herausforderung, auf diese doppelte Krise zu reagieren. Das Finanzrisiko durch den Klimawandel wird von einer wachsenden Zahl von Finanzakteuren und Regulierungsbehörden als solches erkannt. Ein damit verbundenes, aber immer noch weitgehend unerkanntes Umweltrisiko ist der rapide Verlust der globalen Biodiversität. Der Klimawandel beschleunigt das Artensterben zusätzlich und führt zu raschen Veränderungen der Ökosysteme. Dies schränkt unter anderem die natürliche Kohlenstoffbindung von Ökosystemen drastisch ein, was wiederum den Klimawandel verschärft. Diese Negativspirale ist bislang von den Entscheidungsträgern, dem Finanzsektor und dessen Aufsichtsbehörden nahezu ignoriert worden.
Alle Wirtschaftszweige, in die der Finanzsektor investiert, die er finanziert oder versichert, sind von der biologischen Vielfalt abhängig. Somit ist es besonders für ihn gefährlich, über den Verlust der biologischen Vielfalt hinwegzusehen. Um Finanzinstabilität zu vermeiden, sollten die Zentralbanken und die Finanzaufsichtsbehörden die Finanzrisiken aus der Umweltzerstörung gründlicher abwägen und entsprechend handeln.
PwC Schweiz und WWF Schweiz schlagen in einem Bericht die folgenden vier Kategorien für biodiversitätsrelevante Finanzrisiken vor: physische Risiken, Übergangsrisiken, Prozessrisiken sowie systemische Risiken. Der Bericht zeigt zudem die Erkenntnisse aus den Diskussionen um klimabedingte Finanzrisiken auf und gibt einen Rahmen für die Integration der Biodiversitätsverluste in den klassischen Risikorahmen der Finanzinstitutionen vor. Schliesslich werden Empfehlungen für Finanzregulatoren/Zentralbanken, Finanzmarktakteure und Staaten/internationale Organisationen gemacht:
- Die Staaten vereinbaren in Kunming (China) im Jahr 2020 ein ehrgeiziges globales Rahmenwerk für die Biodiversität, indem sie alle Finanzflüsse mit der Erhaltung und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt in Einklang bringen.
- Die Finanzierungslücke für den Erhalt und die Wiederherstellung der biologischen Vielfalt von mindestens einer halben Billion US-Dollar pro Jahr muss geschlossen werden, indem sich alle Akteure zusammenschliessen.
- Da die biodiversitätsrelevanten Finanzrisiken und die Negativspirale des Klimawandels ein systemisches Risiko darstellen, müssen alle Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden Wert darauf legen, dass die beaufsichtigten Unternehmen ihre biodiversitätsrelevanten Finanzrisiken regelmässig offenlegen. Zudem sollten regelmässig Stresstests zu den biodiversitätsrelevanten Finanzrisiken durchgeführt werden.
- Eine Task Force für naturbezogene Finanzberichterstattung (Nature-Related Financial Disclosure) sollte im Jahr 2020 eingerichtet werden. Sie sollte eine standardisierte Offenlegung der naturbezogenen Risiken vorantreiben und die physischen Risiken, Übergangsrisiken, Prozessrisiken und systemischen Risiken, die sich aus dem Verlust der biologischen Vielfalt ergeben, berücksichtigen.
- Alle Finanzakteure sollten die biodiversitätsrelevanten Finanzrisiken proaktiv steuern und die Chancen nutzen, die sich aus den Ökosystemleistungen (z.B. Hochwasserschutz, Bestäubung, sauberes Wasser, fruchtbare Böden und Klimaregulierung) ergeben.
Quelle: WWF Schweiz
Keywords:
Finanzsektor, Wirtschaft, Naturrisiken, Klimawandel, Ökosystemleistungen
Art der Publikation:
Bericht
Literatur:
Koumbarakis A. et al. (2020): Nature is too big to fail Biodiversity: the next frontier in financial risk management. PwC Switzerland and WWF Switzerland, 40 S.
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