13.11.2019: weitere Publikationen

Erhalt der globalen Biodiversität erfordert Konsumwende in den Industriestaaten

Changement de la consommation nécessaire dans les pays industrialisés pour préserver la biodiversité mondiale



Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.)

Europäische Länder importieren jährlich Millionen Tonnen Rohstoffe und Produkte. Deren Anbau, Abbau und Herstellung haben schwerwiegende Auswirkungen auf die Natur in den Erzeugerländern. Dabei handelt es sich häufig um Länder des Südens. Ein wirksamer Schutz der Biodiversität und der Ökosystemleistungen weltweit kann nur gelingen, wenn sich der Konsum in den Industriestaaten umfassend verändert.

Les pays européens importent chaque année des millions de tonnes de matières premières et de produits. Leur culture, leur extraction et leur fabrication ont de graves répercussions sur la nature des pays producteurs. Il s’agit souvent des pays du Sud. Une protection efficace de la biodiversité et des services écosystémiques à travers le monde ne peut réussir que si la consommation des pays industrialisés change radicalement.


Der Konsum in vielen europäischen Ländern ist insbesondere mit den Importen von Soja, Palmöl, Baumwolle und Steinkohle sowie Eisen-, Kupfer- und Aluminiumerzen wesentlicher Mitverursacher des Raubbaus an der Natur anderer Länder. Als weiteres Produkt mit gravierenden Nebenwirkungen steht der heutige Lithiumabbau. Der Anbau von Soja für Tierfuttermittel zur Deckung des Fleischkonsums erfolgt in Monokulturen auf riesigen Flächen, hauptsächlich in den USA und in Brasilien. Die Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in den Anbauregionen sind gravierend, und die lokale Bevölkerung leidet unter dem Verlust wichtiger ökologischer Leistungen und den gesundheitlichen Folgen des hohen Einsatzes von Pestiziden.
Die Analysen des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz zeichnet am Beispiel Deutschlands für die drei Importgüter Lithium, Soja und Baumwolle nach, wie durch ihren An- bzw. Abbau Lebensräume verloren gehen. So werden Regenwälder für neue landwirtschaftliche Flächen abgeholzt, riesige Monokulturen geschaffen, chemische Düngemittel und Pestizide kommen übermässig zum Einsatz und offene Wasserflächen gehen verloren.
Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass sich das Konsumverhalten der Menschen im globalisierten Norden ändern muss. Mit den Importen nutzen wir in Europa zwei bis dreimal so viel produktives Land wie uns innerhalb unserer Grenzen zur Verfügung steht, so die Forschenden. Dieser Teil unseres ökologischen Fussabdrucks würde bisher viel zu wenig beachtet. Um die Natur weltweit wirksam zu schützen, müssten wesentliche Konsumtrends umgedreht werden. Dazu zählen etwa: weniger Fleischverzehr, Slow statt Fast Fashion, weniger motorisierter Individualverkehr.
Als Politikmassnahmen empfehlen die Expertinnen und Experten des IÖW unter anderem, den öffentlichen und nichtmotorisierten Verkehr in Städten zu fördern, den Fleischkonsum mit steuerlichen und regulatorischen Massnahmen zu reduzieren sowie Kampagnen für die Etablierung einer «Slow Fashion»-Kultur durchzuführen. Verbraucherinnen und Verbraucher müssten stärker über die Auswirkungen ihres Konsumverhaltens auf die Natur informiert und die Forschung nach alternativen, umweltschonenden Rohstoffen verstärkt werden.

Quelle: Bundesamt für Naturschutz


Keywords:
Konsum, Wirtschaft, Gesellschaft, Entwicklungsländer, Globalisierung

Art der Publikation:
Bericht

Literatur:
Bundesamt für Naturschutz (Hrsg.) (2019): Sustainable Consumption for Biodiversity and Ecosystem Services – The cases of cotton, soy and lithium. Bonn. 84 S.

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